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archivierte Ausgabe 33/2023
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KINDERUNI |
Wo Wissen Spaß macht und kinderleicht ist |
Als Kind die Universität besuchen? Die Kinderuni macht es möglich. In einstündigen Vorlesungen geben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Antworten auf spannende Fragen. Meist wird die Altersgruppe der Acht- bis Zwölfjährigen angesprochen. Rund 50 Kinderunis gibt es bundesweit. Kinder lernen hier zum Beispiel, warum Menschen zwei Nieren haben. Doch wie langfristig wirken solche Vorlesungen?
Paula und Maxi hören aufmerksam zu. Die beiden Mädchen sitzen im Hörsaal des Virchow-Klinikums an der Berliner Charité. An diesem Freitagnachmittag sind sie – sechs und acht Jahre alt – Medizin-Studentinnen. Unten vor den Sitzreihen steht Oberärztin Julia Thumfart. Sie fragt: »Was wisst ihr über Nieren?« Ein etwa zehnjähriges Mädchen sagt: »Irgendjemand hat mal seiner Frau eine Niere gegeben, weil die nicht mehr funktioniert hat.« Thumfart nickt: »Das war der Bundespräsident.« Dann erklärt sie den rund 80 Kindern im Grundschulalter, wie die Nieren aufgebaut und wofür sie da sind – und was passiert, wenn sie mal nicht funktionieren.
Bundesweit gibt es an rund 50 Universitäten und Fachhochschulen solche Kinderunis – wissenschaftliche Veranstaltungen für Kinder. Die Angebote reichen dabei etwa von medizinischen Vorlesungen an der Berliner Charité über »Schätze auf dem Meeresgrund« an der Uni Wismar oder »Sterneninseln im Weltraum« an der Uni Bonn oder um die Frage »Warum dürfen Journalist/innen nicht lügen?« an der Uni Tübingen.
In Deutschland wurde die erste Kinderuni im Jahr 2002 an der Uni Tübingen gegründet. Die ersten Vorlesungen für Kinder gab aber es bereits Mitte des 19. Jahrhunderts. Allerdings nicht in Deutschland, sondern in Großbritannien, wie die Kölner Bildungsforscherin Susanne Kretschmer berichtet. In Deutschland sei der populärwissenschaftliche Blick – die Vermittlung von Wissenschaft in allgemeinverständlicher und eher unterhaltender Form – traditionell nicht sehr beliebt.
»Alles, was nicht höchste wissenschaftliche Ansprüche erfüllt, wird vom Wissenschaftsbetrieb nicht ernst genommen«, kritisiert Kretschmer. Die öffentliche Vorlesung für Kinder führe hierzulande ein Nischendasein und sei dementsprechend noch nicht gut erforscht.
Kretschmer hat zum Thema Kinderuni promoviert und bei ihren Befragungen festgestellt, dass es einen Unterschied macht, ob die Kinder aus bildungsnahen oder bildungsfernen Elternhäusern zu den Vorlesungen kommen. »Sie reagieren unterschiedlich, je nachdem, welche Vorkenntnisse sie schon haben. Die Kinder aus sozial benachteiligten Elternhäusern waren zum Beispiel erst einmal stark mit der Universität selbst beschäftigt, etwa mit den Aufbauten im Hörsaal. Es dauerte auch, bis sie in die Rhetorik reinfanden«, sagt Kretschmer. [...]
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