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archivierte Ausgabe 35/2018
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SUIZIDGEFAHR |
Internet regt Jugendliche vermehrt zur Nachahmung an |
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Foto: jane/iStock |
In Deutschland sterben jedes Jahr 10 000 Menschen durch Suizid. Besonders alarmierend ist die Selbstmordrate bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Unter jungen Menschen ist Selbsttötung sogar die zweithäufigste Todesursache. Experten warnen vor einer Romantisierung des Themas – vor allem im Internet.
Dass sich Jugendliche durch Berichte über Selbstmorde anstecken lassen, wird seit mehr als zweihundert Jahren diskutiert. Als Johann Wolfgang von Goethe im Jahr 1774 »Die Leiden des jungen Werther« veröffentlichte, löste der darin beschriebene Freitod eine Reihe von Suiziden aus, und zwar nicht nur in Deutschland, sondern in mehreren europäischen Ländern. Der Nachahmungseffekt gilt inzwischen wissenschaftlich als statistisch belegbares Phänomen, im 20. Jahrhundert wurde dafür der Begriff »Werther-Effekt« gefunden.
Heute geht die Gefährdung nicht von Romanen aus, sondern vielmehr von den sozialen Medien, aber auch vom Fernsehen. So sorgte letztes Jahr die Serie bei Netflix »Tote Mädchen lügen nicht« für eine breite Debatte. Die Hauptfigur Hannah hat sich das Leben genommen und erzählt in Rückblicken, wie es dazu kam. Auf Kritik stieß besonders eine dreiminütige Sequenz, in der detailliert gezeigt wurde, wie die 17-Jährige ihr Leben beendete.
Soziale Medien romantisieren Suizid
Die Serienmacher erklärten daraufhin, sie hätten die Schonungslosigkeit dieses finalen Schritts bewusst zeigen wollen, um abzuschrecken. Ein »unsinniges Argument«, meint Armin Schmidtke. Der Psychologe leitet die Arbeitsgemeinschaft Primärprävention beim Nationalen Suizidpräventionsprogramm (NaSPro). Je mehr Details geschildert würden und je sympathischer das Modell sei, desto mehr würden dadurch weitere Suizide gefördert, sagt er. Bekannt ist, dass die Google-Suchanfragen zum Thema Suizid vor und nach der Veröffentlichung der Serie deutlich anstiegen. [...]
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