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Warum gibt es die Angst und wie gehe ich damit um?

Warum gibt es die Angst und wie gehe ich damit um?
Foto: Ilike/Adobe Stock
»Lieber Rainer Oberthür, manchmal frage ich mich: Habe ich eher zu viel Angst oder eher zu wenig? Ich fürchte mich vor Spinnen und Haien, doch das scheint mir eigentlich etwas übertrieben. Denn was soll mir eine kleine Spinne schon tun? Werde überhaupt jemals einem begegnen? Ich habe dennoch das Gefühl, dass die Angst auch etwas Sinnvolles im Leben ist. Doch sie macht es mir manchmal wirklich schwer. Deshalb frage ich mich und dich: Warum gibt es die Angst und wie gehe ich damit um.«
Enna, 10 Jahre

Alle Achtung! In deinen Fragen höre ich viel von dem, was zum Wesen jedes Menschen gehört und zum Kern von uns führt. Die Angst gehört zum Menschsein. Ohne sie wäre die Menschheit längst ausgestorben oder hätte sich gar nicht so weit entwickelt. Wer die Warnung vor Gefahr durch die Angst nicht kennt, braucht viel Glück, um zu überleben. Heute wissen wir, dass es in unserem Gehirn einen Ort gibt, an dem die Angst entsteht. Es ist der sogenannte Mandelkern, den wir zweimal, nämlich in beiden Gehirnhälften haben. Eine Frau, bei der der Mandelkern verkalkt war, empfand selbst bei größter Bedrohung keine Angst, was für sie lebensgefährlich war.

Bisher rede ich von der ersten Form der Angst, also von der Furcht. Vor Spinnen und Haien fürchtest du dich. Furcht bezieht sich immer auf bestimmte Ereignisse. Sie ruft uns auf, vor etwas zu fliehen, etwas nicht zu tun oder uns gegen etwas zu wehren. Bei einer möglichen Gefahr, etwa einem Tritt auf ein gekrümmtes Etwas im Wald, gehen blitzschnell Signale vom Angstzentrum zum Verstand. Wir erschrecken und zucken zurück, denn es könnte eine Schlange sein. Ist es nur ein Ast, gibt der Verstand langsamer das Zeichen zur Entwarnung. Solche Verhaltensmuster hat der Mensch im Laufe seiner Entwicklung gelernt. [...]
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