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archivierte Ausgabe 41/2015
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RAUS AUS DER ZEITFALLE (1) |
Erzählen als Hilfe gegen die »Verpünktelung« des Lebens |
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Foto: Marijn, Gvozdikov/Fotolia |
Gerne vergleichen wir das Leben oder die Zeit mit einem Fluss. Der Strom des Lebens, der Fluss der Zeit – wie sie hervorsprudeln, fließen, sich schlängeln, verrinnen. Die Metapher, das Bildwort des Flusses, lässt sich auf verschiedene Weise für das Leben deuten – die Stromschnellen, der Wasserfall, das ruhige Strömen, das Einmünden ins Meer. Doch aktuelle Zeitforscher widersprechen dem schönen Bild vom Leben als »Zeitfluss«.
Die gelebte Zeit ist keine Linie mehr
Die gelebte Zeit ist keine Linie mehr, die sich nachzeichnen lässt, die eine Richtung hat und damit einen inneren Sinn, eine innere Logik ergäbe. »Wir sind Pilger in der Zeit«, konnte noch der heilige Augustinus sagen und meinte damit, dass wir Menschen uns auf einer Zeitreise durch das Leben befinden, das einen Anfang hat, eine bestimmte Orientierung und schließlich ein Ziel, auf das wir zugehen. Doch das heutige Zeitverständnis hat sich offensichtlich verändert, aufgrund der veränder ten Lebensweise. Menschen deuten heute ihr Leben in der Regel nicht mehr als eine »Pilgerreise«, die Ziel und Sinn aufweist, sondern erleben in ihrem Alltag Zeitstrukturen, die ihnen etwas ganz anderes abverlangen: Die Zeit ist fragmentiert.
Fragmentierung der Zeit, also Zerstückelung des Lebensrhythmus in kleine, voneinander unabhängige Einheiten, charakterisieren den postmodernen Lebensstil. Doch nicht die einzelnen Menschen prägen diesen Lebensstil, er wird durch die Zeitumstände mehr und mehr vorgegeben. Die Ausbildungssituation, die Arbeitswelten, die umgreifende Medialisierung des Lebens und die ökonomischen Zwänge, in denen sich Individuen und Gesellschaften befinden, reduzieren die großen Linien der Zeit und des Lebens auf kleine Einheiten – so analysieren Soziologen unser gegenwärtiges Zeitverhältnis. [...]
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