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NARZISSMUS |
Selbstbewusstsein oder schon ein großes Ego? |
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Sie ist die kleine Prinzessin der Familie und sie bekommt alles, was sie will. Sind das schon narzisstische Tendenzen? Foto: Khosrork/iStock |
Kindern kann man oft nichts abschlagen, vor allem wenn sie mit großen Augen und Schmollmund ankommen. Am häufi gsten geben Eltern jedoch nach, wenn eher das Gegenteil der Fall ist: Es wird gequengelt, geschrien und um sich geschlagen. Trotzverhalten oder schon Manipulation? Ab einem gewissen Alter kann sich entscheiden, ob ein Kind narzisstische Züge annimmt oder nicht.
Die kleine Sophia ist wirklich allerliebst, wie sie die Erwachsenen um den Finger wickelt: Ein schüchterner Blick hier, ein Augenaufschlag dort. Wehe aber, die Sechsjährige bekommt nicht was sie will: Dann tobt und schreit und weint sie, bis sich doch wieder alles um sie dreht. Schlimmer noch: Seit einiger Zeit bemerkt ihre Mutter, dass sie sich anderen Kindern gegenüber aggressiv und sogar gewalttätig verhält. Ist das noch ein normales Selbstbewusstsein, oder ist hier schon die Grenze zum Narzissmus überschritten?
Der Begriff Narzissmus geht auf eine Figur aus der griechischen Mythologie zurück: Der Jüngling Narziss war so wunderschön, dass ihn alle begehrten. Ihm selbst erschienen alle anderen aber minderwertig im Vergleich zur eigenen Schönheit. Schließlich erblickte Narziss sein eigenes Spiegelbild auf dem Wasser, verliebte sich in sich selbst und weil er den Blick von sich selbst nicht mehr losreißen konnte, starb er.
Als Narzissten bezeichnet man heute Menschen, die sich allen anderen überlegen fühlen: Sie glauben felsenfest an sich selbst und malen sich im Zuge dessen Erfolge aus, die unweigerlich in der Zukunft eintreten müssen. Vor allem aber sind sie davon überzeugt, dass die Welt ihnen etwas schuldet und fordern entsprechend Privilegien ein, die sie anderen freilich nicht zugestehen. Fühlen sich Menschen mit einem narzisstischen Persön lichkeitsbild gedemütigt, reagieren sie oft aggressiv oder werden sogar gewalttätig.
Studien haben ermittelt, dass Narzissmus in den westlichen Kulturen zunimmt. Zum Teil scheinen die Pandemie-Jahre die Entwicklung verstärkt zu haben und die damit verbundene Isolation, von der Heranwachsende eher noch stärker als andere Altersgruppen betroffen waren. Dabei blieb der Austausch mit der Außenwelt und das Kräftemessen mit Gleichaltrigen eingeschränkt. Und möglicherweise konnten so die Einflüsse, die Fachleute für narzisstische Tendenzen verantwortlich machen, umso stärker zum Tragen kommen. [...]
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