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archivierte Ausgabe 46/2023
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GRENZEN AUFZEIGEN |
Wenn Mama und Papa einfach nur blöd sind |
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Streit zwischen den Eltern und Kindern ist keine Seltenheit. Das dürfen sich die Eltern aber nicht zu Herzen nehmen. Schließlich müssen Grenzen aufgezeigt werden. Foto: pixdeluxe/iStock |
Grenzen machen wütend. Eltern erleben das oft genug. Kinder und Jugendliche sind schnell ganz oben auf der Palme, wenn ihnen die Regeln, an die sie sich halten sollen, gegen den Strich gehen. Und können in ihrem Ärger ziemlich verletzend werden: Dann ist Mama böse und Papa gemein und beide sind einfach nur blöd.
Auch wenn der Kopf versteht, woher die Wut kommt, treffen solche Worte oft überraschend heftig. Denn man hatte doch alles so gut begründet, ausführlich und freundlich mit dem Nachwuchs gesprochen. Warum kann der Sohn, die Tochter das nicht einfach akzeptieren? Oder zumindest höflich bleiben? Und ein bisschen schlechtes Gewissen mischt sich auch noch hinein: Hätte man es anders machen müssen? War man zu streng?
»Wenn Kinder so reagieren, dann ist das der Frustsituation geschuldet, da sollte man nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen«, sagt Dorothea Jung, Leiterin der Onlineberatung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung in Fürth. Dort können sich Eltern in Chats und Foren, auch anonym, in Erziehungsfragen Unterstützung von Fachleuten holen (www.bkeberatung. de). Dass Eltern immer mal wieder bei ihren Kindern anecken, sei ganz normal, sagt Jung – und notwendig. Dass manche Erwartungen enttäuscht werden, ist normal im Leben. Eltern wissen das schon. Kinder müssen es erst lernen.
Das beginnt im Trotzalter. »Kleine Kinder können ihrer Enttäuschung über die eigenen oder die von anderen gesetzten Grenzen meist noch gar nicht anders Ausdruck verleihen als mit einem Gefühlsausbruch«, sagt Jung. Beschimpfungen sollten Eltern keinesfalls auf sich beziehen, sondern ruhig bleiben, da sein für ihr Kind und warten, bis der Sturm vorübergezogen ist.
Den Kleinen wird man die gelegentlichen Emotionsexplosionen ohnehin leichter verzeihen. Aber wie ist es bei den Älteren? Sollte man von ihnen nicht den respektvollen Umgangston erwarten können, den man ihnen vorzuleben versucht? »Gerade in der Pubertät geht es darum, auszutesten, wie ernst die von den Eltern gesetzten Grenzen gemeint sind«, sagt Dorothea Jung. Sich abzugrenzen, Dinge in Frage zu stellen, gehört zum Erwachsenwerden dazu. Und Eltern-Aufgabe ist es, den Kindern Orientierung zu geben, Werte zu vermitteln, Leitplanken zu setzen. Dadurch entstehen zwangsläufig Konflikte. Sie auszuhalten, falle vor allem jenen Eltern schwer, die sich als »Kumpel« ihrer Kinder verstehen, beobachtet die Familientherapeutin. Eltern tragen Verantwortung für ihre Kinder, sollen Sicherheit bieten, Lebenserfahrung weitergeben: »Das geht nicht in der Kumpelrolle.«
Grenzen seien notwendig – aber möglicherweise nicht alle. Jung empfiehlt, die innerfamiliären Regeln ab und zu auf den Prüfstand zu stellen. Passen sie noch zum Alter der Kinder? Sind sie tatsächlich notwendig für ein sicheres Aufwachsen? Sind sie mir wirklich wichtig? Dann sollte man sie konsequent vertreten. »Wenn man voll und ganz dahintersteht, kann man auch den Frust der Kinder besser aushalten«, sagt Jung. Und die eigenen Argumente klar vertreten. [...]
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