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archivierte Ausgabe 46/2024
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VORLESEN |
Mit Hund Lotti fällt das Lesen schon viel leichter |
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Lesehund Lotti hört gerne Geschichten – und zwar von Schülern, die ungern vorlesen, weil sie Leseschwierigkeiten haben oder Deutsch noch nicht so gut können. Für Lotti liest jede Schülerin und jeder Schüler gleich gut vor. Foto: KNA |
Vor anderen einen Text laut vorlesen – für manche Kinder ist das ein Graus. Denn Mitschüler können fies sein, sich über Lesefehler lustig machen, andere bloßstellen. Vorlesehunde in Schulen sollen Leseanfängern die Scheu nehmen. Dabei lesen Schülerinnen und Schüler nicht der Klasse vor, sondern ausschließlich dem Hund. Es klappt nachweislich.
Lotti hat viele Bücher, die sie gerne vorgelesen bekommt – etwa »Die Welt der Hunde verstehen«, »Schlaf, Stella, schlaf« oder auch »Wo ist Momo?«. Mit ihrer Nase stupst sie das Buch an, das sie gerade hören möchte. Die zehnjährige Hündin begleitet Sophie Gotthardt in Mainzer Grundschulen, um Kindern die Angst vor dem Vorlesen zu nehmen und ihre Lesefähigkeit zu fördern. Gotthardt ist gelernte Erzieherin und Fachkraft für tiergestützte Intervention – und besucht seit acht Jahren mit ihrem Vierbeiner Schulklassen, in denen Kinder Probleme mit dem Lesen haben. Darunter seien auch »Kinder mit Fluchterfahrungen, die der deutschen Sprache noch nicht so mächtig sind«. Ihnen und anderen jungen Menschen mit ähnlichen Problemen möchte die Kindheitspädagogin »die Angst vor dem Buch nehmen« und sie mit ihrer Hündin zum Lesen motivieren.
»Manche Kinder stottern, stolpern über Wörter und entwickeln deshalb eine Angst vor dem Vorlesen«, weiß die 30-Jährige. Aus Angst, ausgelacht zu werden, läsen sie wiederum weniger vor – »das ist ein Teufelskreis«, erklärt die Pädagogin. Anders bei dem Vierbeiner, der einen ruhig und freundlich anschaue. »Der Hund kann sie beim Vorlesen nicht berichtigen oder ihnen ins Wort fallen; der Hund hört gerne zu«, erklärt Gotthardt die Wirkung ihres zum Schul- und Lesehund ausgebildeten Cavalier King Charles Spaniels. Die Kinder seien dann beim Vorlesen entspannter und weniger gestresst.
Ein Effekt, den inzwischen auch zahlreiche Studien belegt haben. Im Vergleich zu herkömmlichen Förderprogrammen ist demnach durch die Anwesenheit eines Lesehundes ein deutlicher Mehrwert zu beobachten. Zu diesem Schluss kommt eine von der Psychologin Andrea Beetz begleitete Untersuchung. Sie ist eine international gefragte Expertin im Bereich der tiergestützten Pädagogik. Kinder mit hundegestützter Leseförderung hätten sich hinsichtlich ihrer Leseleistung deutlich mehr verbessert als eine Vergleichsgruppe mit einem Stoffhund. Der Vierbeiner habe zudem in puncto Motivation, Klassenklima und Lernfreude einen positiven Effekt gehabt und Kindern das Gefühl des Angenommenseins gegeben. [...]
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