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archivierte Ausgabe 47/2022
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KONSUMVERHALTEN |
An diesem Tag einfach mal nichts einkaufen |
Satte Rabatte, WahnsinnsSchnäppchen, Hot Deals – Jahr für Jahr verwandeln sich Ende November die Fußgängerzonen und Onlineshops zu KonsumSchlachtfeldern. Doch es gibt auch einen Gegenentwurf zu Black Friday, Cyber Monday und anderen Verkaufsverführungen. Am KaufNixTag am letzten Samstag im November rufen Wachstumskritiker zu bewusstem Konsumverzicht auf. Ein Gedanke, den man auch Kindern schon näherbringen sollte.
Dass der hemmungslose Konsumrausch seinen Preis hat, ist zumindest theoretisch bekannt. Mehr Wirtschaftsleistung bedeutet eben auch mehr Materialverbrauch, mehr TreibhausEmissionen, mehr gerodete Regenwälder und immer weniger Rohstoffe und Ressourcen. Leben wir weiter wie bisher, ist bald Schluss mit lustig.
Das hat der kanadische Künstler und Aktivist Ted Dave bereits 1992 erkannt und rief am letzten Freitag im November in Vancouver einen »Buy Nothing Day« ins Leben. Ort und Termin des KaufNixTages sind kein Zufall: In der Stadt an der Westküste Kanadas hat die internationale Umweltbewegung ihren Ursprung, sie ist unter anderem Gründungsort der Umweltorganisation Greenpeace. Der letzte Freitag im November ist in den USA der Tag nach dem Erntedankfest Thanksgiving; und weil viele Amerikaner an diesem Brückentag frei haben, hat der Handel den Black Friday erfunden.
Ted Daves Gegenentwurf zum Kaufrausch zog Kreise. Heute gibt es den KaufNixTag in über 60 Ländern weltweit. Inzwischen ist der Tag auch in Deutschland bekannt und wird vor allem von konsumund globalisierungskritischen Organisationen propagiert. In Deutschland fällt der Tag alljährlich auf den letzten Samstag im November, in diesem Jahr den 26. November. Prominenter Unterstützer der Aktion ist der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Niko Paech. Für ihn ist der KaufNixTag ein Anlass, »unseren konsumorientierten Lebensstil zu überdenken«.
Der Wachstumskritiker plädiert seit Jahren für ein drastisch verkleinertes Industriesystem und persönliche Suffizienz, also Genügsamkeit. Konkret heißt das: Sesshaftigkeit statt Flugreisen, Dinge wiederverwerten statt neu kaufen. Der Experte ist überzeugt davon, dass dauerndes Wirtschaftswachstum ohne ökologische Schäden einfach nicht geht. Zudem mache Konsum ab einem gewissen Punkt krank: »Aus Selbstverwirklichung wird Reizüberflutung und schließlich Stress«,
so Paech. Ziel des bewussten Konsumverzichts ist es nicht, alle Einkäufe am Tag davor oder am Tag danach zu erledigen. Vielmehr geht es darum, den eigenen Lebensstil zu überdenken und Kaufgewohnheiten zu hinterfragen, um dann das eigene Verhalten nachhaltig zu verändern und den eigenen ökologischen Fußabdruck zu verkleinern.
Die Frage »Was brauche ich wirklich?« ist gerade in Zeiten der Krise aktueller denn je. Und diese Frage kann man auch Kindern zumuten. Probieren Sie doch einfach mal aus, 24 Stunden lang keinen Cent auszugeben. Sie werden überrascht sein, was da zusammenkommt. Nutzen Sie den Tag, um gemeinsam über Ihr Einkaufsverhalten nachzudenken: Muss es der Coffeetogo auf dem Weg ins Büro sein? Brauche ich das FastFashionShirt, das nach der ersten Wäsche verzogen im Müll landet? [...]
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