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archivierte Ausgabe 9/2022
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FASTENZEIT IN FAMILIEN |
Erkennen, was uns wichtig ist, und auch an andere denken |
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Foto: SerrNovik/iStock |
Als Kind war ich wenig begeistert von der Fastenzeit. Die beim Karneval eingesammelten Bonbons wurden weggeschlossen, freitags gab es nur Fisch (den ich nicht mochte), Schokolade war sechs Wochen lang tabu. Für mich waren das damals trübe Aussichten. Auch deshalb, weil mir niemand erklärt hatte, welchen Sinn das Fasten haben soll. Rituale können gut sein, sie strukturieren, machen bewusst. Doch ohne Kenntnis des tieferen Sinns verkommt das Ritual zur leeren Hülle. Der Benediktinerpater Anselm Grün sagte einmal, die Fastenzeit sei für ihn eine »Trainingszeit in die innere Freiheit«. Er meinte, man solle die Fastenzeit mit Freude begehen.
Kindern den Verzicht schmackhaft machen
Es stimmt: Verzicht kann befreien, fokussieren, bewusst machen. Und das kann man auch mit Kindern trainieren. Beim Fasten können wir uns durch bewussten Verzicht klar machen, was wichtig ist, was zählt und dies ebenso bewusster erleben. Einem Kind kann man sagen: »Wenn du eine Weile auf Schokolade verzichtest, schmeckt sie dir nachher vielleicht noch besser.« Vielleicht entdeckt ein Kind, das oft naschen darf, sogar, dass es gut tut, ein paar Tage keine Schokolade zu essen.
Kindern, denen der Verzicht schwerfällt (was verständlich ist), kann man den Sonntag schmackhaft machen, denn an den Sonntagen in der Fastenzeit muss nicht gefastet werden. Nach dem Motto: Eine Woche keine Schokolade und am Sonntag gönnst du dir etwas von deiner Lieblingstafel. Eltern können mit Kindern darüber sprechen, wie es ihnen in der Woche ergangen ist und wie sie die Besonderheit am Sonntag wahrnehmen. Weitere Ideen für die Fastenzeit: Weniger Fernsehen, weniger Computerspiele, weniger Handy, weniger Fastfood, weniger streiten. Da wohl kaum ein Kind sechs Wochen ohne Fernsehen aushält, könnte man die Wochen aufteilen: eine Woche kein Fernsehen, eine Woche keine Computerspiele und so weiter. [...]
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