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Hoffnungsort
RUHE FINDEN (3) Geistliche Schriftlesung – lectio divina

Reiseführer des Geistes zu Gott

Reiseführer des Geistes zu Gott
Die geistliche Schriftlesung öffnet den Horizont und ebnet den Weg zu tieferer Erfahrung. Sie will uns mit der Wahrheit unserer Existenz konfrontieren.
Foto: StockSnap/pixabay
Auf unserer Suche nach Gott sind wir nicht allein. Eine »Wolke von Zeugen « (Hebr 12,1) begleitet uns. Die für uns Christen maßgeblichen Zeugen kommen in der Bibel zu Wort. Ihre Zeugnisse stehen nicht beziehungslos nebeneinander, sondern sind aufeinander bezogen und miteinander verbunden. Aus je unterschiedlichen Perspektiven legen sie Zeugnis ab von dem einen Gott, der sich ihnen mitgeteilt, sich ihnen geoffenbart hat.

Die Bibel ist also nicht vom Himmel gefallen, sie ist nicht die Offenbarung Gottes, sondern sie bezeugt sie, wie die Offenbarungskonstitution »Dei Verbum « des Zweiten Vatikanischen Konzils in Erinnerung ruft. Wenn auch wir mit Gott in Kontakt kommen wollen und unsere Erfahrungen zu verstehen suchen, kann es äußerst hilfreich sein, von den Erfahrungen und Zeugnissen, die uns in der Bibel überliefert sind, zu hören und zu lernen. Ohne Kenntnis der Heiligen Schrift bleibt der christliche Glaube unverständlich. Doch wie ist die Bibel in rechter Weise zu lesen, sodass sie zu einem Reiseführer unseres Geistes zu Gott werden kann?

Die christliche Tradition hat dazu von ihren frühen Anfängen an eine Methode entwickelt: die sogenannte lectio divina, die göttliche (oder: geistliche) Lesung. Wie der Name sagt, ist diese Methode darauf ausgerichtet, den göttlichen (»divina«), den pneumatischen, also: den geistlichen (spirituellen) Sinn der Heiligen Schrift zu erfassen. Der geistliche Sinn der Schrift ist allerdings nicht neben oder gar gegen den wörtlichen Sinn zu finden, sondern in ihm. Wie können wir ihn finden? Welche Regeln sind dabei zu beachten?

Als erstes müssen wir lernen, langsam zu lesen. Wir dürfen also nicht die moderne Kulturtechnik des schnellen Lesens auf das Lesen der Heiligen Schrift übertragen. Wenn wir schnell lesen, finden wir nicht, wie Augustinus sagt, in »ihr Inneres hinein«. Das langsame Lesen ist die äußere Voraussetzung dafür, dass sich unsere Wahrnehmung vertieft. Im frühen Mönchtum wurde das langsame Lesen durch die Tatsache unterstützt, dass die Worte in den Bibelhandschriften in Großbuchstaben (Majuskeln) und ohne Zwischenraum (sine spatio) in Latein geschrieben waren. [...]
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