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archivierte Ausgabe 10/2018
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GEBETSSCHULE (4): FÜRBITTEN – FAULE AUSREDEN? |
Es ist die Größe des Menschen, Gottes zu bedürfen und zu bitten |
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Eine völlig zerstörte Kirche in Syrien. Könnte Gott nicht einfach eingreifen und den Krieg beenden? Gott braucht uns als Mitliebende und Mitwirkende. Ihn bitten heißt auch, sich selbst von ihm bitten und in die Pflicht nehmen zu lassen, damit Frieden und Gerechtigkeit wachsen können.
Foto: KNA |
Ohne Bitten kein gedeihliches Zusammenleben – das ist eine Binsenweisheit, eine abgründige freilich. Wir sind aufeinander angewiesen. Irgendwann bekommen das auch die zu spüren, die sich selbst genügen und vermeintlich niemanden brauchen. Zwischen Eltern und Kindern ist das Bitten wohl noch selbstverständlicher, weil immer auch Abhängigkeit im Spiel ist. Zwischen Erwachsenen ist die Gefahr größer, dass das Leben sich einspielt und vieles selbstverständlich scheint, was eigentlich ein »Bitte« und »Danke« voraussetzt und einschließt. Lebendige Liebe heißt doch, einander brauchen wollen und entsprechend auch bitten. Wo keine Bedürfnisse und Wünsche mehr geäußert werden, stirbt die Liebe; wo wir uns einander nicht zumuten und fordern, ist die Gefahr der Verödung groß. Wer bittet, vergibt sich nichts; im Gegenteil: Bitten ist Ausdruck von Stärke. Und auch Gott ist ein Bittender.
Ein Gedicht von Dorothee Sölle zeigt es: »Du hast mich um etwas gebeten / und ich hatte gedacht, du hast es verlernt / um etwas zu bitten und zu hören / wenn ich dich bitte / ich hatte gedacht, wir sind tot füreinander / weil wir uns um nichts mehr bitten können …« Aber diese Verse zeigen auch: Zur Bitte gehört die Angst, nicht gehört oder gar abschlägig behandelt zu werden.
Genau dieser Logik der Liebe folgen die Bibel und die ganze Geschichte des Glaubens und Betens. Die Größe des Menschen ist es demnach, Gottes zu bedürfen. »Lass dein Angesicht über uns leuchten« – mit diesem wunderbaren Sonnengebet ging der fromme Israelit hinauf in den Tempel nach Jerusalem: Gott möge sich zeigen, strahlend wie die Sonne. Die Geschichten und Psalmen Israels sind voll von Jubelrufen und Notschreien. Einzelne bitten Gott um Rettung; sie nehmen ihnen die Angst, nicht gehört zu werden, und glücklich danken sie, wenn ihr Gebet erhört wurde. [...]
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