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Hoffnungsort
GEBETSSCHULE (6): IST GOTT ALLWISSEND?

Gottes Vorwissen lässt unserer freien Entscheidung Raum

Gottes Vorwissen lässt unserer freien Entscheidung Raum
Im Beten werden wir uns unseres Glaubens bewusst mit allen offenen Fragen und Zweifeln. Auch wenn Gott nicht immer vernehmbar reagiert, geht es in jedem Bittgebet darum, die eigene Not in Worte zu fassen, betroffen zu machen und Gott zu einer konkreten Hilfe zu bewegen.
Foto: KNA
Über das Bittgebet nachzudenken lohnt sich, werden hier doch ganz zentrale Fragen unseres Gottesverständnisses berührt. Zu diesen gehört auch die Spannung zwischen dem Versuch der Einflussnahme auf Gott und der Aussage von seiner Vorsehung. Ist es sinnvoll, einen Gott bitten zu wollen, der schon alles vorherbestimmt hat? Die Frage ist nicht neu, sie beschäftigte auch schon den christlichen Lehrer und Theologen Origenes (um 185–254): »Wenn Gott die zukünftigen Ereignisse vorher weiß und diese eintreten müssen, dann ist das Gebet zwecklos.« Der Sinnlosigkeitsverdacht legt sich auch infolge der Unveränderlichkeit Gottes nahe. Wenn bei Gott »keine Veränderung ist« (Jak 1,17), wie soll er dann durch menschliche Bitten bewegt werden?

Schwierigkeiten bereitet nicht nur Gottes Vorsehung und Unveränderlichkeit, sondern ebenso seine Allwissenheit: Nach Mt 6,8 weiß Gott bereits um die Bitten des Menschen, noch ehe sie ausgesprochen werden – wozu dann noch das Gebet? Wenn er in seiner Allwissenheit alle Bedürfnisse und Wünsche von uns Menschen kennt und keinem von uns fern ist (Apg 17,17 f.), braucht er dann noch über unsere Not eigens informiert oder belehrt zu werden? Negieren Gottes Vorsehung, Unveränderlichkeit und Allwissenheit nicht die Sinnhaftigkeit des Bittgebets?

Viele Fragen bezüglich des Bittgebets resultieren aus der Übernahme griechischer Philosophie in die christliche Glaubensauffassung. Das griechische Denken war vom Gedanken der Vollkommenheit, des Absoluten, dominiert, verbunden mit der Idee der Unbewegtheit, Unveränderlichkeit und Unsterblichkeit. In der Alten Kirche wie später auch in der mittelalterlichen Theologie wurde insbesondere die Unveränderlichkeit Gottes betont. Für Gott, so schlussfolgerte etwa Thomas von Aquin, habe die Veränderung der außergöttlichen Dinge keine Bedeutung, da er sie von Ewigkeit in unveränderlicher Ruhe in seinem eigenen unwandelbaren Wesen übersehe. [...]
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