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archivierte Ausgabe 13/2024
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VOM LEBEN UND STERBEN (2) |
Das Sinnvolle im Negativen |
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Den Blick von sich weg auf die Natur, andere Menschen oder auf eine sinnvolle Aufgabe hin richten hilft oft, Negatives im Leben nicht übermächtig werden zu lassen, sondern anzunehmen und zu bewältigen. Foto: libellule789/pixabay |
Irgendwann begegnet jeder Mensch in seinem Leben Herausforderungen wie Krankheit, Schicksalsschlägen, Gewalt, Krisen und anderen Zumutungen. Der Begründer der Logotherapie Viktor E. Frankl benennt vor allem Leid, Schuld und Tod als die drei unausweichlichen Herausforderungen des Lebens, denen niemand entkomme. Er bezeichnet diese drei Einschnitte im Leben eines Menschen als die »tragische Trias«, deren Negativität mit der »Trotzmacht des Geistes« ein individueller Sinn abgerungen werden könne.
Das Leid gehört zum menschlichen Leben, niemand kann ihm entrinnen. Der Mensch ist nach Frankl ein »Homo patiens«, ein grundsätzlich Leidender. Er hat eine Art Gestaltungsspielraum im Umgang mit Leid durch die Hilfen, die Medizin, Psychologie, Psychiatrie oder auch andere heilende Praktiken, die versuchen, lindernd oder heilend einzuwirken, zur Verfügung stellen. Es wird aber immer ein mehr oder weniger großer Rest bleiben, der unheilbar oder unveränderbar bleibt. Hier kann der Mensch durch seine innere Einstellung Einfluss auf sein Schicksal nehmen, das Leiden ertragen, tragen und sogar »umwandeln«, indem er trotz und inmitten des Leides einen tieferen Sinn findet.
Auch wenn im Gegensatz zu früheren Zeiten der Mensch heute kein Empfinden mehr dafür zu haben scheint, ist Schuld wie auch Leid im Leben des Menschen allgegenwärtig. Sie ist der Preis für die Wahlmöglichkeiten des Menschen und für seine Freiheit, sich zwischen Sinn und Widersinn zu entscheiden. Ist seine Wahl widersinnig, dann macht er sich schuldig.
Bewusste und noch viel mehr unbewusste Schuld wird sehr oft in die innersten Winkel der menschlichen Seele verdrängt und treibt dort ihr unheilvolles Unwesen. Hinter so mancher seelischen und nicht selten auch körperlichen Erkrankung steht solch unbewusste oder uneingestandene Schuld.
Der Tod ist so sicher als Endpunkt des Lebens, dass die Auseinandersetzung mit ihm sehr gerne verdrängt, verschoben oder verweigert wird. Es ist, so meinen die meisten Menschen, mehr als unangenehm, sich mit ihm zu beschäftigen. Und doch werden wir mit ihm immer wieder konfrontiert. Er stellt die unüberwindbare Grenze unseres Lebens dar, so ist die menschliche Erfahrung. Das Leben ist zeitlich begrenzt und diese Begrenzung fordert uns heraus, die Zeitspanne, die jedem vergönnt ist, nicht zu vergeuden, sondern sinnvoll zu gestalten.
Viktor Frankl formulierte für sich und seine Lehre eine Art »kategorischen Imperativ«: »Lebe so, als ob du zum zweiten Mal lebst und das erste Mal alles falsch gemacht hättest, wie du es zu machen im Begriffe bist.« Frankl sprach angesichts der Auseinandersetzung mit diesen fundamental tragischen Zuständen unseres Lebens von der Notwendigkeit, einen »tragischen Optimismus« zu entwickeln. Dieser versucht, Negativem noch etwas Sinnvolles abzuringen und es in Positives zu transformieren: das Leid in Leistung, die Schuld in Wandlung und den Tod in einen Ansporn zu verantwortetem Tun. [...]
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