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archivierte Ausgabe 14/2015
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WARMHERZIGE KIRCHE (3): GOTT IST GRÖSSER ALS UNSER HERZ |
»Danke, dass ich nur ein Mensch unter meinesgleichen bin« |
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Getrennt von der übrigen Menschheit, gibt es keine heilige Existenz. Viele Ordensleute begeben sich aus der Wohlstandsgesellschaft in die Niederungen des Lebens, wie hier Schwester Raphaela bei ihrem Dienst an den Armen und Kranken in Afrika. Sie und viele andere sind den Menschen in der tiefsten Not nahe und teilen deren erbärmliche Lebensbedingungen.
Foto: KNA |
Sollte jemand ein Motto über das Gesamtwerk des britischen Dichters und Konvertiten Graham Greene (1904– 1991) setzen, so hätte die deutsche Schriftstellerin Gertrud von Le Fort (1876– 1971), ebenfalls Konvertitin, das Wort des heiligen Johannes gewählt: »Gott ist größer als unser Herz.« Was mich bei Graham Greene fasziniert, ist seine unkonventionelle Art, sich in den Abgründen des Lebens auf die Suche nach dem barmherzigen Gott zu machen, um ihn dort dann auch auf eine geheimnisvolle Weise zu finden. »Muss man nicht danach trachten, Gottes unendliche Barmherzigkeit den Menschen gegenüber ins rechte Licht zu rücken?«, fragt er. »Wenn die Barmherzigkeit Gottes vor den Augen der Nichtgläubigen strahlend entstehen soll, dann müssen wir sie bei dem zutiefst Erniedrigten gewahr werden.«
Das beschreibt Greene dann zum Beispiel auch in seinem Roman »Die Kraft und die Herrlichkeit« in der Gestalt eines heruntergekommenen Priesters, im Volk »der Schnapspriester« genannt, der in einem Pferdestall Beichte hört. Konfrontiert mit seiner eigenen Unzulänglichkeit und Verwahrlosung, erfährt er staunend, wie ihn diese Erfahrung, so Gertrud von Le Fort, »erbarmender macht, aber freilich auch hellhöriger und verletzbarer gegenüber jenen falschen Tönen, deren sich oft gerade die sogenannten Frommen schuldig machen.«
»Gott ist größer als unser Herz« heißt es im 1. Johannesbrief (3,20). In einem solchen erbarmungswürdigen Priester, wie ihn Graham Green beschreibt, entdecke ich etwas von Gott, dessen Herz größer ist als unser Herz. Das Herz des Priesters ist größer, erbarmungsfähiger geworden durch die eigenen schmerzvollen Erfahrungen, die ihn in ein Verhalten trieben, das ihm Schuld und Schande einbrachte. Welch ein Kontrast zwischen ihm und dem anscheinend tadellos lebenden Priester oder Seelsorger, der alle – auch moralischen – Vorschriften einhält, »sauber« dasteht, dessen Herz aber klein geblieben ist. [...]
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