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archivierte Ausgabe 14/2020
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Hoffnungsort |
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TRAUER, WUT UND REUE – KLEIDER ZERREISSEN |
Mit dem Reißen des Tempelvorhangs beginnt etwas Neues |
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Der Tempelvorhang riss bei der Kreuzigung Jesu entzwei. Dazu gibt es nur wenige Darstellungen, hier ist das Geschehen angedeutet in den kleinen geteilten Gardinen. Mit dem Tod Jesu öffnet sich nun allen Menschen der direkte Zugang zur Versöhnung mit Gott.
Foto: wikimedia (Hortus Deliciarum, Kreuzigung Christi, um 1180) |
In der Karfreitagsliturgie heißt es beim Kreuzestod Jesu im Matthäusevangelium: »Und siehe, der Vorhang riss im Tempel von oben bis unten entzwei« (Mt 27,51). Ein Zeichen Gottes? Was besagt es eigentlich? Dazu bebte noch die Erde, die Felsen wurden gespalten, die Gräber öffneten sich und die Heiligen wurden auferweckt. Eine höchst dramatische Schilderung, die Schrecken verbreitet und Gläubige betroffen macht. Aber was hat es mit dem Zerreißen von Stoff, etwa dem eines Gewandes, in der Bibel auf sich? Was bedeutet diese Symbolhandlung? Und welche Botschaft sollen wir erkennen, wenn der Vorhang im Tempel zerreißt? Bricht damit etwas ganz Neues an?
In der Bibel werden verschiedenste Ereignisse beschrieben, in denen jemand absichtlich sein Gewand zerreißt. Befremdlich aus heutiger Sicht. Mancher mag an einen Materialfehler denken; doch das wird dem Ernst der Situation keineswegs gerecht. Im Judentum drückt das Zerreißen der Kleidung – wortlos – Trauer aus, aber auch andere tiefe Gefühle wie Verzweiflung, Demütigung oder Empörung. Eine extrovertierte Geste – ganz anders als der heutige Trend, Trauer zu verdrängen und sich »doch möglichst zu beherrschen« oder »zusammenzureißen« – oder im Zweifel lieber ein Beruhigungsmittel zu nehmen, als seine urmenschlichen Gefühle herauszulassen.
Am häufigsten steht das biblische Zerreißen der Kleider für den Schmerz über den Verlust eines Menschen. Das Judentum sieht den Tod als ein »zweischneidiges Schwert«. Wer einen geliebten Menschen verliert, verliert gleichzeitig einen Teil von sich selbst; und dieser Schaden ist erst mal nicht zu ersetzen. Die Trennung ist endgültig – in der einen Welt; und doch bleiben die Seelen miteinander verbunden – unzertrennlich. [...]
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