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archivierte Ausgabe 16/2015
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WARMHERZIGE KIRCHE (6): WAS UNSEREN GOTTESDIENSTEN OFT FEHLT |
Die innige Begegnung ist wichtiger als die formale Ordnung |
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Herzliche Präsenz und Zugewandtheit: Papst Franziskus (hier mit Erstkommunionkindern) verringert durch spontane innige Gesten die Distanz, die Menschen normalerweise gegenüber seinem hohen Amt zeigen. Er macht so die selbst erfahrene Nähe Gottes für andere Menschen spürbar.
Foto: KNA |
Der geistliche Schriftsteller Henri Nouwen war ein Leben lang auf der Suche nach der Erfahrung von Gemeinschaft, Geborgenheit und Nähe. Sein erstes Buch hieß »Intimacy«, dessen deutsche Übersetzung mit »Nähe« nicht ganz wiedergibt, was er unter Intimität verstand, nämlich: Innigkeit. Henri Nouwen war davon beseelt, manchmal geradezu davon getrieben, immer mehr das Oberflächliche und die Oberfläche zu durchdringen, um zum Inneren, ja zum Innersten zu gelangen. Das galt in erster Linie für seine Beziehung zu Jesus, die für ihn so wichtig war wie für andere die Begegnung mit dem Menschen, der ihnen am nächsten ist. Die wohl intimste Form der Begegnung mit Jesus fand dabei für Henri Nouwen im Rahmen der Eucharistiefeier statt. Henri Nouwen konnte ganz aufgehen in der Feier der Eucharistie, eintauchen in die intime Beziehung zu Gott. Die tägliche Begegnung mit Jesus, seinem Freund, war für ihn daher von zentraler Bedeutung.
Doch so sehr die Begegnung mit Jesus in der Eucharistiefeier für Nouwen real und nährend war, so kannte er natürlich auch die Erfahrung, immer wieder auch schmerzvoll feststellen zu müssen, dass er Jesus nicht sehen, berühren, in den Arm nehmen oder von ihm in den Arm genommen werden konnte. Für ihn waren daher auch das innige Zusammensein der Menschen, die miteinander Eucharistie feierten, und die dichte Atmosphäre der Feier wichtig. Immer wieder schreibt er davon, wie sehr er sich in großen, seelenlosen Kirchen und rein formal ablaufenden Gottesdiensten unwohl fühlte. So stellte er bei einem Besuch eines Gottesdienstes in Deutschland fest:
»In den meisten deutschen Kirchen war alles ordentlich, aber wenig Intimität. Die Leute grüßten sich kaum, und der Friedensgruß wurde ausgelassen. Ich nahm wahr, wie ähnlich und doch ganz anders diese Feier war verglichen mit meinen Daybreak – Zelebrationen (mit behinderten Menschen in einer der Einrichtungen der »Arche« in Kanada). Ich war voller Dankbarkeit, Gottes Wort zu hören und Gottes Gaben zu empfangen, doch zugleich fühlte ich mich ebenso irgendwie verloren in dieser riesigen Kirche und ihrer formalen Liturgie. Alles war so bekannt, doch so distanziert und fremd.« [...]
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