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archivierte Ausgabe 2/2014
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GOTT SPRICHT – WIR SIND GERUFEN (2) |
Gottes Wort – nicht im Himmel, sondern ganz nah bei uns |
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Beten mit und sprechen über Gottes Wort: Die Bibel zieht uns mit ihren Spannungen und Widersprüchen in das Gespräch über das Wort Gottes hinein. Sie enthält vielschichtige Zeugnisse aus verschiedenen Kontexten und aus verschiedenen Jahrhunderten. Nur in ihrer Gesamtheit bietet sie uns das Wort Gottes.
Foto: iStock |
Gottes Wort wirkt und bleibt beständig. Dennoch ist es für uns unverfügbar und lässt sich nicht in den Griff kriegen. Im Neuen Testament, im Hebräerbrief, wird dies zum Ausdruck gebracht, wenn es heißt: »Das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert.« (Hebr 4,12) Und im Alten Testament, in der Hebräischen Bibel, beim Propheten Jeremia, wird derselbe Sachverhalt ganz ähnlich zum Ausdruck gebracht: »Ist mein Wort nicht wie ein Feuer, spricht der Herr, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt?« (Jer 23,29) Gottes Wort hat transformierende, umwandelnde Kraft. Sogar der härteste Fels kann der »Macht des Hammers« nicht standhalten.
Dabei hat rabbinische Auslegung mit diesem Jeremia-Vers vor allem die Bedeutungsfülle des Wortes Gottes verbunden. So heißt es beispielsweise im Talmud, der Lehrschrift des Judentums: »Wie ein Fels durch den Hammer in viele Splitter zerteilt wird, so teilte sich auch jedes Wort, das aus dem Mund des Heiligen, gepriesen sei Er, hervorging, in 70 Zungen.« Gottes Wort ist uns nur in der Vielfalt zugänglich. Eine Erkenntnis, die auch die jüdischen Autoren und Redaktoren der neutestamentlichen Evangelien geteilt haben, als die Lebensgeschichte Jesu im Neuen Testament nicht nur einmal, sondern viermal nebeneinander kanonisiert (lehramtlich anerkannt) wurde.
Wenn wir aber für die Wiedergabe des Wortes Gottes viele, oft sogar widerstreitende Worte brauchen, so ist dieses Bild vom Gotteswort in 70 Zungen ein erster wichtiger Schutzwall gegen ein fundamentalistisches Missverständnis: Gottes Wort, das in 70 Zungen zerteilt ist, lässt sich nicht instrumentalisieren, sondern ist wie ein zweischneidiges Schwert, wie ein Feuer und wie ein Hammer, der Felsen zerschlägt. Gut also, dass wir die vielschichtige Bibel und nicht ein kondensiertes Wort Gottes als unsere Grundlage haben. Zeugnisse aus verschiedenen Kontexten und aus verschiedenen Jahrhunderten sind darin zusammengestellt, selbst wenn sie sich zum Teil widersprechen. [...]
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