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archivierte Ausgabe 22/2015
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Hoffnungsort |
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GEHT GLAUBE NUR ZU 100 PROZENT? (6): WIRKEN LASSEN |
Die Schwäche der Nachfolgenden und die Stärke Jesu |
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Papst Franziskus hat ein »Heiliges Jahr der Barmherzigkeit« ausgerufen. Das ist nicht als Imagewerbung für die Kirche gedacht. Es geht vielmehr um aufrichtig praktizierte Barmherzigkeit, die den Bedürftigen nicht zum Objekt macht, sondern aus dem Bewusstsein kommt, selbst auf Erbarmen angewiesen zu sein.
Foto: KNA |
Jesus ist kein Einzelkämpfer. Er hat von Anfang an darauf gesetzt, Menschen zu gewinnen, die mit ihm zusammenarbeiten. Sie sollen auf ihn schauen, mit ihm gehen und von ihm lernen – und dann auf einen eigenen guten Weg finden. Ihre Nachfolge ist kein Selbstzweck. Von Jesus beauftragt und bevollmächtigt sind die Jünger unterwegs, die Botschaft von Gottes Liebe und Barmherzigkeit zu verbreiten. Menschen, die nicht Jesus selbst begegnen, sollen aus dem Munde seiner Jünger in derselben erstklassigen Qualität das Wort Gottes hören, als ob es der Meister selbst gesagt hätte. Durch das Prinzip der Sendung konnte Jesus dem Evangelium neue Räume erschließen. Von Generation zu Generation werden über alle Kulturgrenzen hinweg Verbindungen mit dem jesuanischen Ursprung geschaffen. Die Jünger sind die Schnittstelle zwischen Jesus und dem Volk, damals wie heute. Wen hat Jesus also in seine Nachfolge berufen? Nur die Hundertprozentigen?
Jesus konnte nicht alle mit auf seine Wanderungen durch Galiläa und nach Jerusalem nehmen. Er musste eine Auswahl treffen. Nicht immer war sein Werben erfolgreich, wie der »reiche Jüngling« zeigt, der dann doch zu sehr am Geld klebte (Mk 10,17–22 parr.). Andere, wie der Besessene von Gerasa, den Jesus von Dämonen befreit hat, wollen zwar gerne, sollen aber zu Hause bleiben und in ihrer Umgebung wirken (Mk 5,18ff.; Lk 8,38).
Vor dem Hintergrund der antiken Geschlechterrollen erklärt sich, dass Jesus auf die Missionsreisen meist Männer mitgenommen hat. Umso auffälliger ist, dass offensichtlich doch auch einige Frauen Jesus über längere Wegstrecken (Lk 8,1ff.) und bis nach Jerusalem (Mk 15,40f. parr.) begleitet haben. Sie stehen zwar weit im Schatten der Evangelien, verdienen es aber, ins helle Licht der Öffentlichkeit gestellt zu werden. [...]
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