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Das Katholische Sonntagsblatt,
Magazin für die Diözese Rottenburg-Stuttgart, sucht zum nächstmöglichen Zeitpunkt einen
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archivierte Ausgabe 22/2023
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ZUR BIBEL VERFÜHRT (5) Der Weise aus dem Morgenland |
Verstehst du, was du liest? |
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»Hier ist Wasser, was steht meiner Taufe noch im Weg?«, fragt der äthiopische Kämmerer seinen Lehrer Philippus, der ihm die Schrift erschlossen hatte. Und er ließ sich von ihm taufen. Foto: wikipedia (Pieter Lastman, 17. Jh., Taufe des Kämmerers, Paris) |
Ich war schon immer ein begeisterter Leser. Bei uns in Äthiopien weiß man, wie wichtig Bildung ist. Wer etwas auf sich hält, lehrt seine Kinder das Lesen. Meine Eltern boten mir diese Möglichkeit und ich nutzte sie. Das Lernen fiel mir leicht, vor allem das Rechnen. Aber Lesen blieb meine geheime Leidenschaft. Ich hatte es weit gebracht. Ich stand der Schatzkammer unseres Reiches vor und war mir der Verantwortung bewusst.
Einige Jahre hatte ich meiner Königin und unserem Volk gedient. Da spürte ich, dass sich in mir eine große Leere ausbreitete. Ich hatte von dem Volk der Juden gehört, fernab, droben im Land Israel. Und ließ mir einige ihrer Schriften kommen. Sie faszinierten mich. Sie und ihr Gott. Der war so ganz anders als die Gottheiten, die wir verehrten. Wir hatten uns unsere ‚»Götter« selbst erschaffen, das stand für mich fest. Aber diese Buchrollen der Juden! Ich berührte diese Schriften vorsichtig, ehrfurchtsvoll und mit klopfendem Herz. Es ließ sich nicht beruhigen.
Dann erzählte jemand von einem Juden, der diese Schriften noch einmal ganz neu las und deutete. Viele waren von ihm begeistert. Jesus war sein Name. Nichts hielt mich mehr. Ich bat meine Königin um einen längeren Urlaub. Angesichts meiner Verdienste gewährte sie ihn mir. Und ich reiste nach Israel, dem Land meiner Sehnsucht.
Endlich stand ich am Ort meiner Träume, im Tempel der Juden. Großartig! Ich fühlte mich ihrem Gott nah. Ich betete zu ihm und spürte seine Antwort im Herzen. Ich gewann die Überzeugung, dass es nur diesen einen Gott gibt, von dem ihre Schriften erzählen. Und was diese neue Bewegung von ihm sagte, diese Christen, das leuchtete mir auf eine beglückende Weise ein. Ich kaufte so viele Schriften wie es nur möglich war und machte mich auf den Heimweg.
Meine Diener lenkten den Wagen, auf dem ich reiste, auf die Straße von Jerusalem hinab nach Gaza (Apg 8,26–40). Wir hielten eine Rast, um den zwei Zugtieren eine Pause zu gönnen. Wieder einmal blätterte ich in den neu erworbenen Schriften. Besonders gern las ich im Buch des Propheten Jesaja. Er berührte mein Herz, aber ich verstand ihn nicht. Was sollten diese Prophezeiungen bedeuten?
Plötzlich kam ein Mann auf uns zu, im Blick zögerlich, aber mit festem Schritt. Ein Israelit. Sein Gesicht kam mir bekannt vor. Hatte ich ihn in Jerusalem gesehen? Ich war mir nicht sicher. Er sah, dass ich in den Schriften seines Volkes las. »Ich bin Philippus«, stellte er sich vor, »einer der Jünger des Jesus von Nazaret. Ich wurde zum Diakon bestellt, zu einem Diener der Botschaft. Und ich sah, wie du in den Tempel des Herrn gingst, um dort zu beten. Ich wollte dich dort nicht stören. Aber nun führt uns der Weg hier zusammen. Das kann kein Zufall sein.« [...]
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