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archivierte Ausgabe 23/2015
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Hoffnungsort |
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ZUM HOCHFEST DES LEIBES UND BLUTES CHRISTI |
Fronleichnam begann mit der Vision vom zerbrochenen Mond |
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Die Feier des Fronleichnamsfestes ist ein öffentliches und volkstümliches Bekenntnis zum katholischen Glauben, ohne damit heute provozieren zu wollen. Wichtig bleibt, dass das dazugehörige Brauchtum den eigentlichen Sinn des Festes nicht in den Hintergrund drängt.
Foto: KNA |
»Prophetin des Fronleichnamsfestes« hat man sie genannt, die Nonne Juliana von Lüttich, deren visionärer Kraft und gelassener Hartnäckigkeit die Weltkirche dieses Fest mit dem demonstrativen öffentlichen Charakter verdankt. Aber von ihrem Leben und Glauben weiß man nicht viel mehr als die Rahmendaten, und das ist richtig so. Denn Juliana mag eine hochgebildete, streng disziplinierte Klosterfrau gewesen sein, die ihre »Gesichte« in einprägsame, starke Formulierungen kleidete – erfunden hat sie das Fronleichnamsfest nicht, dessen Botschaft und theologischer Gehalt damals sozusagen in der Luft lagen. Aber wie das in der Menschheitsgeschichte oft so geht: Es genügt nicht, dass ein ganzes Zeitalter nach einer bestimmten Offenbarung hungert, es muss erst ein Mensch kommen, der das, was allen wichtig ist, in ein überzeugendes Bild fasst und für eine Idee das erlösende, zündende Wort findet. Juliana war so ein Mensch.
Um 1192/93 in Rétinne bei Lüttich geboren, wurde sie im Lütticher Kloster der Augustiner-Chorfrauen erzogen. 1222 wählte man sie zur Priorin. Weil sie aber so streng an der Regel festhielt und bei der Wahrung der Disziplin offenbar hart durchgriff, vertrieben sie ihre Mitschwestern zweimal aus dem Kloster. Juliana starb 1258 in der Verbannung in Fosses bei Namur. Dargestellt wird sie in Nonnentracht mit Buch, Kelch oder Monstranz, an ihrer Seite manchmal ein grimmig dreinblickender Teufel, der sich über das auf ihr Drängen eingeführte Fest mächtig geärgert haben soll.
Denn das ist das Einzige, was man über die dürren Lebensdaten hinaus von Juliana weiß: Schon als junges Mädchen hatte sie die sich später wiederholende Vision von einem wunderbar strahlenden Mond, dessen glänzende Scheibe von einer breiten, finsteren Linie durchschnitten war. Erst nach zwanzig Jahren vertraute sie diese Gesichte ihrer Freundin, der frommen Klausnerin Eva, an – samt der Deutung, die ihr damals vom Himmel zuteil geworden sei: Der scheinbar zerbrochene Mond symbolisiere das Kirchenjahr, dem zum vollen Glanz noch ein Fest zu Ehren der heiligen Eucharistie fehle. [...]
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