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archivierte Ausgabe 27/2022
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Hoffnungsort |
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RÄUME DER STILLE (2) Wälder und Berge |
»Ein stilles, sanftes Sausen« |
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Überwältigend und herausfordernd zugleich: die Wüste – ein Ort der Begegnung mit sich selbst und Gott. Halten wir die Stille eines solchen Lebensraums überhaupt noch aus? Foto: Stocksnap/pixabay |
Für den norwegischen Abenteurer Erling Kagge ist die Antarktis der stillste Ort, an dem er gewesen ist. Während er allein zum Südpol ging, gab es keinerlei von Menschen gemachte Geräusche. »Allein auf dem Eis, tief in dem großen weißen Nichts, konnte ich die Stille hören und fühlen«, beschreibt er.
Die Stille der Eiswüste lässt Kagge mit ungeteilter Aufmerksamkeit die Natur wahrnehmen. Unzählige Farbnuancen von Eis und Schnee, die Bewegung des Windes, sich verändernde Wolkenformationen (…). »Die Natur sprach zu mir, indem sie sich als Stille präsentierte. Je stiller es wurde, desto mehr hörte ich«, so Kagge.
Sehnen wir uns nicht auch nach der Stille in der Natur? Vermutlich werden wir sie eher nicht in der Antarktis suchen. »Jeder muss selbst herausfinden, was sein Südpol ist«, empfiehlt uns der Antarktisabenteurer.
Ortswechsel: Arabische Wüste in Ägypten, St. Antonius-Kloster. Der Reiseschriftsteller William Dalrymble fragte den Gastvater, was diesen bewogen hatte, Mönch zu werden, und warum er den Komfort Alexandriens mit dem rauen Klima der Wüste austauschte. Der Mönch erwiderte, dass er die Wüste wegen dem Frieden und der Stille liebe. Die Wüste, die reine Atmosphäre, die Stille mache es möglich, sich selbst zu finden. Dann erst, wenn man sich selbst kenne, könne die Suche nach Gott beginnen.
Naturstille ist für die Mönche also kein Selbstzweck, sondern ein Medium der Selbstund Gottesbegegnung. Die monastische Wüstenspiritualität kann sich auf das Zeugnis der Bibel berufen. So suchten Mose und Elija Zuflucht in der Bergwüste Sinai. Dort zeigte sich ihnen in der Stille Gott. Der Herr erschien Mose im brennenden Dornbusch, beauftragte ihn, die Israeliten aus Ägypten zu führen, und offenbarte seinen Namen (Ex 3,1ff).
Der Prophet Elija nahm in derselben Gegend die Erscheinung des Herrn als »ein stilles sanftes Sausen« wahr (1 Kön 19,12 nach Luther-Bibel). Auch Jesus zog sich immer wieder an Orte der Stille und Einsamkeit zurück (vgl. Mk 1,35; Lk 6,12). Oft waren es Berge, welche er aufsuchte, um im Gebet mit Gott allein zu sein. [...]
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