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Hoffnungsort
JÜDISCHE FRAUEN SUCHEN GOTT (4) Edith Stein

Ein Opfer zum Heil der Welt

Ein Opfer zum Heil der Welt
Die heilige Edith Stein hält in der Skulptur von Bert Gerresheim einen gekreuzigten Jesus. Christus im Geheimnis des Kreuzes war ihr Leitmotiv, dem sie bis in den Tod in den Gaskammern von Auschwitz folgte.
Foto: KNA

Am 26. Juli 1942 ließ die niederländische Bischofskonferenz in den Kirchen einen Hirtenbrief verlesen, in welchem die große Not der Juden sowie der getauften Juden zur Sprache kam. Die Reaktion war erbarmungslos: Am 2. August wurden alle getauften Juden verhaftet, ins Auff anglager Westerbork gebracht und von dort ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Unter ihnen die Karmelitin Teresia Benedicta a Cruce, geborene Edith Stein und ihre Schwester Rosa.

Edith Stein wurde am 12. Oktober 1891 in Breslau in eine jüdische Familie geboren. Sie war das elfte Kind, vier Geschwister verstarben bereits vor ihrer Geburt. Die Mutter übernahm nach dem frühen Tod ihres Manns den Holz- und Kohlehandel und sorgte für das Wohlergehen ihrer Kinder. In ihrem Jugendalter entwickelte Edith Stein – nicht ohne Einfluss der Schule – ein kritisches Verhältnis zu den jüdischen Riten. Mit 15 Jahren gab sie, wie sie schreibt, das Beten ganz bewusst auf und gewöhnte es sich aus freiem Entschluss ab. Was sie aber nicht aufgab, war die Suche nach Wahrheit. Später wird sie zu ihrer Novizenmeisterin im Karmel sagen: »Meine Sehnsucht nach Wahrheit war ein einziges Gebet.«

Edith Stein begann 1911 in Breslau mit dem Studium der Psychologie, Geschichte und Germanistik. Was sie am meisten interessierte, war die Psychologie. Aber sie war bald enttäuscht von dem Fach, da es aufgrund der naturwissenschaftlichen Ausrichtung nicht nach Wesen und Lebensführung des Menschen fragte. Edith Stein wechselte zur Philosophie und den Studienort. Sie ging 1913 nach Göttingen zu dem renommierten Philosophen Edmund Husserl. Er hatte eine Methode des Philosophierens entwickelt, welche er Phänomenologie nannte. Mit dieser Methode versuchte er die Gegenstände der Erfahrung, wie sie uns erscheinen, zu analysieren, um ihr Wesen zu erfassen. Für Edith Stein eröffnete die Phänomenologie den Weg Mensch und Welt zu verstehen.

Über philosophische Erkenntnisse hinaus erweckte Husserl und seine Phänomenologie in Edith Stein eine Offenheit für den christlichen Glauben. »Sie [Husserls Methode] führte auch zu einer Befreiung von Vorurteilen, zu einer unbefangen Bereitschaft, Einsichten entgegenzunehmen. Und diese Einstellung, zu der er bewusst erzog, hat viele von uns auch frei gemacht für die katholische Wahrheit«, so Edith Stein. Mit den »vielen« meinte sie Juden, die ihren Glauben verloren hatten.

Eine Reihe von Husserls Schülern ließen sich auch in die evangelische Kirche aufnehmen. Einer von diesen war der Phänomenologe Adolf Reinach. Durch ihn hatte Edith zum ersten Mal gelebte Christlichkeit erfahren. Er starb 1917 an der Westfront. Edith Stein war von der inneren Stärke der trauernden Witwe Anne Reinach nachhaltig beeindruckt. »Es war der Augenblick, in dem mein Unglaube zusammenbrach, das Judentum verblasste und Christus aufstrahlte: Christus im Geheimnis des Kreuzes.«

Bei Edmund Husserl promovierte Edith Stein 1916 in Freiburg über das Thema »Zum Problem der Einfühlung«. Sie war danach zwei Jahre lang seine wissenschaftliche Assistentin.

[...]
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