|
|
archivierte Ausgabe 29/2022
|
|
|
|
|
|
|
| |
|
|
|
|
|
|
|
|
Unsere Leser |
|
und deren Meinung zum Sonntagsblatt finden Sie hier. |
|
|
Suche in Artikeln des Katholischen Sonntagsblattes
|
|
|
|
|
Hoffnungsort |
|
RÄUME DER STILLE (4): Kirchen |
Hier ist Gott gegenwärtig |
|
Die Muttergottes mit dem Jesuskind umgeben von Aposteln, Märtyrern und biblischen Szenen: Die eindrucksvollen Rosettenfenster in der Kathedrale Notre Dame in Paris haben Brand von 2019 überstanden und laden zur stillen Betrachtung ein. Foto: KNA |
Vor vielen Jahren, im Frühjahr 1974 besuchte die britische Verhaltensforscherin Jane Goodall – weltweit bekannt durch ihre Schimpansen-Beobachtungen – die Kathedrale Notre Dame in Paris. Sie berichtet, wie sie in der Kathedrale eine geistige Konversion erlebte. Nicht viele Leute waren in ihrer Nähe, es war ruhig und still drinnen. Mit schweigsamer Ehrfurcht blickte sie auf die großen Rosettenfenster …
Mitten in der Stille von Notre Dame begann auf einmal die Orgel grandios Bachs Toccata und Fuge in D-Minor zu spielen. Goodall hatte schon immer das Eröffnungsthema geliebt, nun erfüllte es mit riesiger Lautstärke die Weite des Kirchenraums, schien in ihr Selbst einzutreten und sie in Besitz zu nehmen. In diesem Moment fühlte sie sich der Ewigkeit entrückt. »Ich denke«, sagt sie, »dass meine Erfahrung in Notre Dame eine Art Ruf zum Handeln war. Ich denke, ich hörte Gottes Stimme. Ich hörte nicht irgendwelche Worte, nur Klang. Die Erfahrung war mächtig und diente dazu mich in die Welt zurück zu rütteln, in welche ich hinein geboren war, das 20. Jahrhundert mit all seinen Problemen.«
Was bewog die Wissenschaftlerin die Kathedrale aufzusuchen? Sie beabsichtigte nicht an einem Gottesdienst teilzunehmen; sie hatte überhaupt kein religiöses Motiv. Wie Goodall später sagt, wollte sie schon immer in diese berühmte Kathedrale gehen, seit sie Victor Hugos »Glöckner von Notre Dame« gelesen habe. Wenn auch gläubig in ihrer Haltung, so war sie doch bloß als neugierige Touristin in die Kathedrale gekommen. Was sie aber von vielen anderen Touristen unterschied: Sie nahm sich Zeit zum stillen Verweilen und richtete zunächst ihre ganze Aufmerksamkeit auf die leuchtende Fensterrosette.
Dann wechselte der Fokus. Goodall wurde ergriffen vom plötzlich einsetzenden Orgelspiel. Wir fragen uns, wo blieb da die Stille? Die absolute Stille, davon dürfen wir ausgehen, gibt es nicht. Was Goodall erlebte, war Stille, Harmonie, innerer Frieden, der auch die Klänge umfasste. Diese Stille-Erfahrung brachte sie unausweichlich zu ihrem Selbst, machte es ihr bewusst und führte sie darüber hinaus zu einer geistigen Macht, welche sie als Gott erkannte.
Wie bei so vielen mystischen Erlebnissen, erging auch an Goodall der Ruf Gottes, der sie zum Engagement in der Welt aufforderte. Sie ist trotz ihres hohen Alters auch heute noch eine engagierte Umwelt- und Tierschützerin. Das spirituelle Erlebnis der Verhaltensforscherin zeigt uns wie Stille im sakralen Raum erfahren werden kann. Selbstverständlich macht jeder – meistens weit weniger dramatisch – seine eigene Stille-Erfahrung.
So wie Goodall besuchen viele Menschen christliche Sakralbauten, weil sie vor allem an deren Geschichte und Kunst interessiert sind. Aber neben den Bildungstouristen suchen Menschen, selbst kirchenferne oder religionslose, Pfarrkirchen, Kapellen, Autobahnkirchen oder Kathedralen auf, weil sie dort in eine Atmosphäre eintauchen können, die durch äußere Stille gekennzeichnet ist. [...]
|
|
Lesen Sie mehr in der Printausgabe. |
|
|
|
|
|
Unser Hauskalender 2025
»Glocken in unserer Diözese«
|
|
weitere Infos
|
|
|
Reiseziel Heimat
Den Südwesten 2024 spirituell erleben
|
|
weitere Infos
|
|
|
Leserreisen
2024/25
|
Auch für 2024/25 haben wir wieder attraktive Leserreisen für Sie geplant.
Weitere Infos
|
|
|
Dem Geheimnis der Menschwerdung Gottes auf der Spur
|
|
HÖREN ÜBER GRENZEN
weitere Infos
|
|
|
|
Unsere neue Dienstleistung für Verlage, die Ihr Abogeschäft in gute Hände geben wollen. |
mehr Informationen
|
|
|
|
|
Bücher & mehr |
|
|