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archivierte Ausgabe 3/2020
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KONZILSDOKUMENT »NOSTRA AETATE« (2): JUDEN UND CHRISTEN |
Mitverantwortung an Judenvernichtung mit Beschämung erkennen |
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Gedenken an die Opfer der Schoah heute. Seinerzeit war das Mitleiden mit den Juden und das Aufstehen gegen die Verbrechen der Nazis unter Christen nicht ausgeprägt genug. Umso mehr muss wieder aufkeimender Antisemitismus in unserer Zeit strikt bekämpft und verurteilt werden.
Foto: KNA |
Artikel vier von »Nostra aetate« hat einen grundlegenden Neubeginn in der Beziehung zwischen Judentum und Christentum markiert. Dies verdeutlicht ein kurzer Rückblick in die Geschichte, die sich als eine sehr komplexe darstellt: zwischen Nähe und Distanz, zwischen Geschwisterlichkeit und Fremdheit, zwischen Liebe und Hass und zwar von Anfang an. Auf der einen Seite ist Jesus ohne Israel nicht zu verstehen, hat die frühe christliche Gemeinde in einer selbstverständlichen Weise an der jüdischen Liturgie im Tempel teilgenommen und ist auch Paulus auf seinen Missionsreisen immer zuerst in die Synagogen gegangen, bevor er sich mit seiner Verkündigung des Evangeliums an die Heiden gewandt hat. Auf der anderen Seite ist nach dem jüdischen Krieg und der Zerstörung des Jerusalemer Tempels im Jahre 70 das nachbiblische rabbinische Judentum entstanden, das sich weitgehend durch Abgrenzung vom sich ausbreitenden Christentum konstituiert hat.
In der Reaktion darauf hat das Christentum seinerseits seine endgültige Identität vor allem durch Abgrenzung vom Judentum gesucht. Die heutige Geschichtsforschung tendiert zwar zur Annahme, dass sich der Prozess der Entfremdung und Abgrenzung zwischen Judentum und Christentum über einen längeren als bisher angenommenen Zeitraum hingezogen und wohl erst nach der Zerstörung des zweiten Tempels im 2. Jahrhundert allmählich Gestalt angenommen hat.
Damit ist freilich nicht in Frage gestellt, dass dieser Prozess von den Anfängen der jüdisch-christlichen Beziehungen her angelegt und das Verhältnis zwischen Juden und Christen bereits früh von Konflikten geprägt gewesen ist, die der damalige Kardinal Joseph Ratzinger mit den Worten umschrieben hat: »Die Kirche wurde von ihrer Mutter als entartete Tochter betrachtet, während die Christen die Mutter als blind und verstockt betrachteten.« [...]
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