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CHRISTEN UND TATTOOS

Wenn der Glaube unter die Haut geht

Wenn der Glaube unter die Haut geht
Tattoos gab es schon in frühchristlicher Zeit als Erkennungszeichen für gläubige Christen und als Bekenntnis. Für manche Tattoo-Träger ist es auch eine Erinnerung an besondere spirituelle Momente.
Foto: KNA
Lange galten sie als Zeichen von Außenseitern. Doch inzwischen sind Tattoos gang und gäbe – auch unter religiösen Menschen. In der frühen Christenheit waren Tätowierungen sogar an der Tagesordnung. Der Apostel Paulus sagt von sich: »Denn ich trage die Zeichen Jesu an meinem Leib« (Gal 6,17). Dieses Wort kommt nicht von ungefähr, denn bekennenden Christen wurde zur Zeit der Christenverfolgung ein Mal in die Haut gebrannt, um sie in der Öffentlichkeit als Ketzer zu brandmarken.

Tattoos galten lange als Erkennungszeichen von Außenseitern wie Seeleuten und Häftlingen, von Männern außerhalb der bürgerlichen Gesellschaft, wie der Priester Frank Kribber feststellt. Der Gefängnisseelsorger aus Lingen trägt selbst Tattoos am ganzen Arm. Ein weiteres auf seiner Wade zeigt zwei Menschen auf der Himmelsleiter ins Paradies – eine Erinnerung an einen verstorbenen Freund. Es drückt seine Hoffnung aus, »dass ich Stephan eines Tages wiedersehen werde«.

Heute sind Tattoos ein Massenphänomen: Mehr als jeder dritte Deutsche hat sich mindestens einmal tätowieren lassen, wie das Meinungsforschungsinstitut Norstat 2023 herausfand. Bei jüngeren Erwachsenen liegt dieser Anteil noch höher. Bettina Wulff ließ sich als damalige Gattin des Bundespräsidenten ein Tribal stechen – ein abstraktes Muster mit geometrischen Formen und sich wiederholenden Linien – ohne größere Bedeutung, so teilte sie mit.

Für viele Menschen haben Tattoos jedoch eine tieferen Sinn, besonders wenn sie christliche Motive tragen – für sie sind es Glaubenszeugnisse aus Tinte. Die Theologin und frühere KS-Autorin Martina Kreidler-Kos ließ sich kürzlich ihr erstes Tattoo auf den Unterarm stechen, bei einem Event in der gotischen Hallenkirche Sankt Johann in Osnabrück. Es ist ein Kreuz in Form eines T. Schon länger trägt die Leiterin des Seelsorgeamtes im Bistum Osnabrück das nach dem 19. Buchstaben des griechischen Alphabets benannte Tau-Kreuz als Schmuckstück um den Hals. »Ich lasse mir etwas auf den Leib schreiben – und ich freue mich darauf«, erklärte die Theologin vor dem Tätowieren. Dann legte sie sich auf die Liege, wie beim Blutspenden, und eine Tätowiererin stach mit der Nadel in ihren Arm. »Es war aufregend, aber auch schnell vorbei«, sagte Kreidler-Kos danach. [...]
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