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archivierte Ausgabe 30/2022
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Hoffnungsort |
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RÄUME DER STILLE (5) Klöster |
Dem Lärm der Welt widerstehen |
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Von Stille erfüllt: Was Einsamkeit und Schweigen denen bedeuten, die hier leben, können Außenstehende vermutlich kaum ermessen. Im Mutterkloster Grande Chartreuse in den französischen Alpen wurde 2005 ein meditativer Dokumentarfilm über die Karthäuser gedreht. Foto: Floriel/wikipedia |
Mit großem Erfolg kam 2005 der Film »Die große Stille« von dem deutschen Produzenten Philip Gröning in die Kinos. Gezeigt wurde das Leben der Mönche in der Grande Chartreuse, dem Mutterhaus des Kartäuserordens, das in einer abgelegenen Gegend in den französischen Alpen bei Grenoble liegt. Erstmalig hatte mit Gröning ein Regisseur vom Prior die Erlaubnis erhalten, innerhalb des Klosters zu filmen.
Sechs Monate lang folgte Gröning dem täglichen Leben der Mönche mit einer kleinen Kamera. Daraus entstand ein 160-Minuten-Dokumentarfilm, in dem wenig Worte gesprochen werden. Es finden keine Interviews statt, auch gibt es keine kommentierende Stimme. Ab und zu werden ein paar biblische Worte eingeblendet. Der Film kommt ohne künstliches Licht und Hintergrundmusik aus. So vermittelt er unverstellt die Wirklichkeit des Klosterlebens. Dabei fällt besonders auf, dass das Kloster mit einer Atmosphäre des Schweigens und mit Stille erfüllt ist. Man kann daher auch von einem meditativen, stillen Film sprechen.
Dieser Kultfilm fand weltweit Beachtung. In den Niederlanden etwa, eines der ausgeprägtesten säkularen Länder der Welt, brachte der Film über mehrere Monate voll besetzte Kinos. Was bewegte die Leute, diesen ungewöhnlichen Film anzuschauen? In der lauten und hektischen Welt fürchten viele Menschen, sie könnten sich selbst verloren gehen. Sie sehnen sich deshalb nach einem ruhigen, entschleunigten Leben.
Grönings Film bietet die Möglichkeit für fast drei Stunden dieser Sehnsucht zu entsprechen. Der Jesuit Christof Wolf spricht von einem »Kloster auf Zeit im Kino«, einer »Art virtuellem Kloster«. Dabei muss man bereit sein, sich selbst als Mönch zu entdecken und das Kloster in Kopf und Herz hineinzuholen. Aufmerksamkeit und Wachheit beim Schauen sind gefordert. Das Schauen ist auf die Wiederkehr des immer Gleichen gerichtet, die alltäglichen Momente im Kloster, wie etwa Beten, Liturgie, Schweigen, Arbeiten, Essen, auf den Wechsel der Jahreszeiten sowie auf die Spannung von Weltnähe und Weltferne.
Darin liegt der Erfolg des Films, dass er den Zuschauer, der sich darauf einlässt, nicht nur eine Ahnung vom Kloster gibt, sondern ihn am Klosterleben virtuell teilhaben lässt, so der Jesuit. Allerdings bleibt es bei diesem virtuellen Besuch. Das strenge kontemplative Leben des Kartäusers lässt sich vom Laien nicht in den weltlichen Alltag übertragen. Allenfalls trägt der Film zur Sensibilisierung und Verwirklichung vereinzelter Werte der Kartäuser bei wie etwa Einfachheit, Aufmerksamkeit, Schweigen, Gelassenheit.
La Grande Chartreuse und damit der Kartäuserorden wurde von Bruno von Köln (um 1030 –1101) gegründet. Sein Konzept des Mönchtums verbindet Elemente benediktinischen Gemeinschaftslebens mit dem Ideal des Eremiten aus der Zeit der frühen Wüstenväter. Dementsprechend entwickelte sich auch die Architektur der Kartausen. Die einzelnen Wohnzellen mit jeweils einem Gärtchen sind über einen großen Kreuzgang miteinander und mit der Kirche verbunden. Daneben gibt es in der Kartause Kapellen, Kapitelsaal, Refektorium, Küche und andere Klostergebäude. [...]
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