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Hoffnungsort
KLEIDERWECHSEL – CHRISTUS ANZIEHEN (2): SICH BEKLEIDEN LASSEN

Mit Kleidern aus einer großen Not eine kleine Tugend machen

Mit Kleidern aus einer großen Not eine kleine Tugend machen
Einkleidung im Franziskanerinnenkloster Sießen: Mit sichtlicher Freude empfangen die jungen Novizinnen die maßgeschneiderten Ordensgewänder und Schleier. Sie wechseln nicht nur die Kleidung, sondern meist auch den Namen – deutliche Zeichen eines Neuanfangs.
Foto: Kloster Sießen/pm
»Da erkannten sie, dass sie nackt waren«, heißt es in der Bibel über Adam und Eva im Paradies (Gen 3,7). Das waren sie natürlich vorher auch, aber jetzt gingen ihnen die Augen auf – und damit fängt das Drama an: Denn Erkennen heißt auch Begehren. Nackt sein ist keine bloße Naturgegebenheit mehr, unbefangen und arglos wie bei kleinsten Kindern noch. Nein, die Scham kommt ins Spiel, und dieses Wort ist im Deutschen doppelsinnig: Es meint eine innere Haltung und zugleich die äußeren Geschlechtsorgane. Der Umgang mit dem eigenen Körper, das lustvolle Beäugen des anderen, Sexualität im Ganzen zeigt ihr Doppelgesicht: Symbol und Medium schönster Liebe, Instrument von Unterdrückung und Ausbeutung. Wie kommen wir Menschen wieder ins Lot?

Was die Bibel hier auf den ersten Seiten erzählt, ist alltägliche Erfahrung. Jeder Mensch hat eine Ahnung und Sehnsucht, ganz unbefangen und vergnügt in seinem Leib zu Hause zu sein und sich des anderen zu erfreuen. Auch das Begehren ist ja eine tolle Sache, das erotische Spiel, die Anziehungskraft eines schönen Menschen, äußerlich nicht nur, sondern auch innerlich. Aber warum ist diese erwünschte Unbefangenheit nicht mehr selbstverständlich? Woher die Lust, sich zu kriegen und zu besitzen? Warum wird das absichtslose Begehren so leicht zur Begierde, gar zur Gier?

Warum also gehen wir nicht mehr nackt? Es ist nicht nur die Witterung, die uns zur Bekleidung zwingt. Haben wir etwas zu verbergen? Von Adam und Eva heißt es in der alten Geschichte. »Da gingen beiden die Augen auf, und sie erkannten, dass sie nackt waren. Sie hefteten Feigenblätter zusammen und machten sich einen Lendenschurz.« Nun hatten sie Angst, sich eine Blöße zu geben. Sie mussten sich bedeckt halten. Die ursprüngliche Freiheit und Gelöstheit war weg. [...]
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