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Hoffnungsort
PSALMEN FÜR HEUTE (4) Mein Lieblingspsalm – Psalm 126

Mit Tränen säen – mit Jubel ernten

Mit Tränen säen – mit Jubel ernten
Es darf geträumt werden, denn im Traum wendet sich oft die bedrückende Situation: Ausgetrocknete Bäche und ausgebrannte Seelen füllen sich mit Wasser und Leben. Wenn sich das erfüllt, herrschen Freude und Jubel.
Foto: saittoksoz/pixabay
Heute darf ich Ihnen meinen Lieblingspsalm vorstellen, den Psalm 126. Er ist vor allem wegen eines sehr besonderen Verses mein Lieblingspsalm: »Die mit Tränen säen, werden mit Jubel ernten.« Unzählige Male habe ich diese Worte schon gesungen, meist in einer sehr schönen Melodiefassung in einer Art Walzertakt. Dieser Vers hat etwas so Positives, Beschwingtes und Aufbauendes, dass er mich immer wieder auch aus meinen trübsten Gedanken herauszuholen vermag.

Unser Vers steht in der zweiten Hälfte von Psalm 126. Dieser zweite Teil beginnt mit: »Wende doch, Herr, unser Geschick, wie du versiegte Bäche wieder füllst im Südland!« Der Beter sehnt sich nach einer Veränderung seiner Situation. Er vergleicht sich mit einem ausgetrockneten Bach. Vielleicht haben wir erst in den letzten Jahren ein Gespür dafür bekommen, was es heißt, wenn es wochen- und monatelang nicht regnet, wie tödlich das ist für die Natur und irgendwann auch für uns Menschen. Für betende Menschen in Palästina gehören solche Situationen heute noch zu ihrem Alltag: Die versiegten Bäche sind also ein naheliegendes Bild für eine lebensbedrohliche Situation.

Aber auch wir gebrauchen dieses Bild – vielleicht unbewusst –, wenn wir seelische Nöte ausdrücken. Wir sagen dann: »Ich fühle mich total ausgebrannt« oder wir reden von einem nahenden »Burnout«. Immer geht es darum, woher mir wieder Leben zuströmt in einer lebensfeindlichen Situation. Das Bild von den sich füllenden Bächen des Südlands in unserem Psalm trifft diese Sehnsucht wunderbar. Und dann kommen diese Verse der Zuversicht: »Die mit Tränen säen, werden mit Jubel ernten. Sie gehen hin unter Tränen und tragen den Samen zur Aussaat. Sie kommen wieder mit Jubel und bringen ihre Garben ein.«

Der Psalmbeter, die Psalmbeterin nimmt diese Zuversicht aus der Beobachtung der Natur: Auch wenn bei der Aussaat noch nichts von der Ernte zu sehen ist, wenn der Sämann das kostbare Saatgut erst einmal in die Erde legen muss, damit es wachsen und reifen kann, so tut er dies doch in der Zuversicht, dass es reiche Ernte bringen wird. Die Mühen und Tränen der Aussaat stehen in keinem Verhältnis zum Jubel der Ernte, wenn die Garben eingebracht werden können. Natürlich gibt es dafür keine Garantie, aber schon auch ein gewisses Maß an Erfahrung, auf die man sich verlassen kann.

In unserem Psalm steht noch eine weitere Begründung für diese Zuversicht. Sie steht ganz zu Beginn: »Als der Herr das Los der Gefangenschaft Zions wendete, da waren wir alle wie Träumende. Da war unser Mund voll Lachen und unsere Zunge voll Jubel. Da sagte man unter den andern Völkern: ›Der Herr hat an ihnen Großes getan.‹ Ja, Großes hat der Herr an uns getan. Da waren wir fröhlich.« [...]
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