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Magazin für die Diözese Rottenburg-Stuttgart, sucht zum nächstmöglichen Zeitpunkt einen
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archivierte Ausgabe 35/2024
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VON DER BLÜTE ZUR REIFE (2) Loslassen |
Fürsorge und Eigenverantwortung |
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Wie viel Nähe oder Distanz sind angesagt, wenn Jugendliche sich langsam von den Eltern ablösen? Sie müssen ihre eigenen, manchmal auch kummervollen Erfahrungen machen. Foto: arc/kindelmedia/pexels |
In einer Todesanzeige las ich diesen Spruch: »Greifen und festhalten können wir seit der Geburt, teilen und schenken mussten wir lernen. Jetzt üben wir das Loslassen.« Loslassen und Abgeben ist eine Aufgabe, die in vielen Facetten in der zweiten Lebenshälfte an uns herantritt. Neben dem Abschied von der eigenen Jugend und Jugendlichkeit samt »stetig blühender Gesundheit« umfasst die Herausforderung des Loslassens viele Bereiche. Zwei davon möchte ich genauer betrachten: Eltern loslassen, Kinder loslassen.
Eltern loslassen: Eltern sind unsere biologischen und seelischen Wurzeln. Sie haben uns geprägt und im besten Fall haben sie uns das mitgegeben, was wir benötigten, um uns zu seelisch gesunden und belastbaren Menschen zu entwickeln:
• Wertschätzung und Liebe • Zuverlässigkeit und Konsequenz • klare Grenzen und dosierte Belastungen • Werte, an denen wir uns orientieren können.
Wer sich von den Eltern geliebt fühlt, dem geht mit deren Tod, egal in welchem Alter, immer auch ein Stück Heimat und Geborgenheit verloren. Doch der Schatz dessen, was sie uns gegeben haben, bleibt. Allerdings hat die Bindung an die Eltern eine Kehrseite. Auch wenn wir selbständig wurden, so ändert sich doch eines nicht: Wir bleiben für unsere Eltern zeitlebens der Sohn, die Tochter.
Damit verbunden sind häufig bestimmte Erwartungen – von beiden Seiten! Welche Erwartungen müssen wir als Kinder eines Tages loslassen? Alle Kinder, egal wie alt sie sind, wünschen sich von ihren Eltern Anerkennung, Wertschätzung und Respekt. Darüber hinaus erhoffen sie, dass die Eltern Verständnis für ihre Entscheidungen haben und sie wohlwollend akzeptieren. Nicht zuletzt haben viele Kinder den Anspruch, dass die Eltern ihren etwaigen Besitz gerecht verteilen und keines der Kinder bevorzugen.
Doch viele dieser Erwartungen werden niemals erfüllt, ja, meine Erfahrungen mit Ratsuchenden zeigen mir: Was wir als Kinder nicht bekamen, bekommen wir meist auch als Erwachsene von den Eltern nicht mehr – zu festgefahren sind sie in ihren Einstellungen und Werthaltungen. Und zu wenig ist ihnen oft bewusst, was sie ihren Kindern schuldig (geblieben) sind – möglicherweise, weil sie es selbst nie erfahren haben. Hier sind Barmherzigkeit und Vergebung gefordert. Natürlich kommt es vor, dass Eltern auch im fortgeschrittenen Alter noch ihre Einstellungen ändern – doch es ist selten! Denn der Mensch wird mit wachsendem Alter eher unflexibler in seinem Denken und Fühlen. [...]
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