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Hoffnungsort
CHRISTEN UND DIE ANGST (2): WAHRNEHMUNG IN DER KIRCHE

Die Angst vor dem Heiligen Geist kann das Leben lähmen

Die Angst vor dem Heiligen Geist kann das Leben lähmen
Ängste, besonders die unausgesprochenen und die vor Konflik ten, können wie Schatten im Raum der Kirche wirken. Sie lähmen die Lebendigkeit. Letztlich ist es die Angst vor dem Heiligen Geist und vor der Freiheit, die das geistliche Wachstum des Einzelnen und das Zeugnis der Kirche gefährden.
Foto: KNA
»Hab(t) keine Angst« –wer diesen Rat gut gemeint ausspricht, akzeptiert damit, dass die Angst da ist. Sie weg reden hilft nicht, sie muss in ihrer »Botschaft« entziffert werden: Warum hat jemand Angst, was sagt das über ihn und seine Situation? Nur so kann weitergeholfen werden. Jede Angst verdient es, mitgeteilt und ernst genommen zu werden. Denn sie ist ein kostbares Lebenszeichen und ein wichtiger Energiepunkt. Das gilt auch für christliche und kirchliche Zusammenhänge. Warum denn sonst beginnen so viele Offenbarungs- und Ostererzählungen mit dem »Fürchtet euch nicht«? Warum ist so oft von der Angst und dem Kleinglauben der Jünger die Rede? Paulus rühmt sich sogar seiner Ängste vor den Mitchristen in Korinth und ist stolz darauf. Und vor allem: Warum erzählen die Evangelien so ausführlich von den Ängsten Jesu in seiner Passion?

Der oft gehörte Satz, der Osterglaube erlöse von der Angst, ist deshalb sehr missverständlich. Gewiss: »In der Liebe ist keine Angst« – das ist der Zielsatz des Glaubens und seine Mitte. Aber de facto gilt der andere Kernsatz: »In der Welt habt ihr Angst, ich aber habe die Welt (schon) überwunden.« In diesem Sinne lässt sich als christlicher Leitsatz festhalten: Der Glaube ist die Ermutigung zur Angst, wir dürfen sie vertrauensvoll wahrnehmen, mitteilen und dadurch auch verwandeln lassen. Der Glaube erlöst von der Angst vor der Angst – von jenen fatalen Ängsten, aufgrund derer wir uns gar nicht davon zu reden trauen und sie lieber wegdrücken, auf Kosten anderer und unserer selbst.

Nein: Angst haben ist ein Menschenrecht. Christen sind keine Siegfriedtypen, die sich ständig als angstfrei und unverwundbar darstellen (müssen). Nein, der Glaube macht sie so frei, auch über ihre Ängste zu sprechen und sie zum Material der Wandlung werden zu lassen. Deshalb rühmt sich Paulus seiner Ängste und so viele Heilige seitdem. Sie folgen dem verwundeten Arzt aus Nazaret, der höchst persönlich erst »mit lautem Schreien und unter Tränen« lernen musste, was es heißt, zu Gott zu gehören, »und so ist er aus seiner Angst befreit worden« (Hebr 5,7ff). [...]
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