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Hoffnungsort
FRAUEN UND MÄNNER DER WÜSTE (4): WÜSTENVÄTER UND WÜSTENMÜTTER

Gott ruft zu einem neuen Leben in Zurückgezogenheit

Gott ruft zu einem neuen Leben in Zurückgezogenheit
Leben in einem Felsengrab: Der Wüstenvater Antonius der Große wird hier geplagt von gewaltigen inneren Versuchungen und Kämpfen mit teils dämonischen Gestalten, die ihn von einem Gott nahen Leben abbringen wollen.
Foto: Wikipedia (David Tenier, 17. Jh.)
Im 4. Jahrhundert waren die Wüsten Ägyptens bevölkert von Christen, die ihre Städte und Dörfer verlassen hatten. Man nannte sie deshalb altgriechisch »Anachoreten«, das heißt: Menschen, die sich aus der Gesellschaft zurückziehen. Palladius, ein griechischer Mönch aus Kleinasien, der nach Ägypten reiste, um die Anachoreten kennen zu lernen, prägte für sie die Bezeichnung »Väter der Wüste«. Die meisten von ihnen waren Kopten, also einheimischer Herkunft, einige kamen aus anderen Teilen der römischen Welt. Die Wüste war aber nicht nur Rückzugsort für Männer. Auch Frauen ließen sich in der Wüste nieder: die »Wüstenmütter«. Was bewog diese Christinnen und Christen dazu, in die Wüste zu gehen?

Das 4. Jahrhundert war im Römischen Reich eine Zeit des Umbruchs. Nach der größten staatlichen Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian (303 n. Chr.) wurde unter seinem Nachfolger Konstantin I. das Christentum als Religion legalisiert, unter Kaiser Theodosius I. sogar zur Staatsreligion erhoben. Der Kaiser war jetzt ein Christ, das Kreuz wurde zum Zeichen weltlicher Macht. War es kein Risiko mehr, Christ zu sein, so bestand doch die Gefahr, dass das Christentum durch Konformismus und Korruption aufgeweicht wurde.

Auf die politische Veränderung reagierten deshalb einige Christen mit Flucht in die Wüste. Der Trappistenmönch Thomas Merton schreibt, dass die paradoxe Weltflucht ihre größte Dimension gerade dann annahm, als die »Welt« ganz offiziell christlich wurde. »Diese Männer glaubten wohl, (…) dass es eigentlich keinen ›christlichen Staat‹ geben könne. Sie bezweifelten anscheinend, dass das Christentum und die Politik sich jemals so vermischen könnten, dass eine wahrhaft christliche Gesellschaft entstünde.« Es gab für sie nur die eine, die spirituelle christliche Gesellschaft. [...]
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