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archivierte Ausgabe 38/2019
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SPIELRAUM DER KIRCHE (3): PRIESTERLICHE LEBENSFORM |
Muss mit dem Amt zwingend der Zölibat verbunden sein? |
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Kultische Handlungen erfordern Reinheit und damit Enthaltsamkeit. Diese Vorstellung aus dem Alten Testament ist in die christliche Liturgie übergegangen. Da Sexualität als unrein galt, wurde das Ideal der Reinheit als Argument für ein zölibatäres Leben herangezogen.
Foto: KNA |
Das dritte Thema, über das der »synodale Weg berät«, lautet: priesterliche Lebensform. Darunter ist nicht nur die Frage zu verstehen, ob Priester heiraten dürfen. Es geht vielmehr um die soziale Ausgestaltung dieses Dienstes in Deutschland. Es gibt kaum etwas, das es unter katholischen Priestern nicht gäbe. Die meisten sind ehelos, einige aber auch mit dem Segen der Kirche verheiratet. Viele der zölibatären Diözesanpriester leben allein, andere haben sich zu kleinen Gemeinschaften zusammengeschlossen. In anderen Ländern, etwa den USA, ist das Zusammenleben mehrerer seelsorglich tätiger Priester in einem »rectory« verbreiteter als in Deutschland, wo eher ein pfarrliches Einzelkämpfertum vorherrscht. Das alte Modell des Pfarrhaushalts, zu dem auch eine Haushälterin gehörte, findet sich immer seltener.
Deutsche Pfarrer unterscheiden sich auch durch die finanziellen Möglichkeiten, die die Kirchensteuer bietet, im internationalen Vergleich von ihren Mitbrüdern. Der Beruf des Pfarrers hierzulande trägt das soziale Profil der akademischen Mittelschicht, vergleichbar mit einem Gymnasiallehrer. Das hat Auswirkungen auf ihr Sozial- und Konsumverhalten. Sie brauchen keine finanziellen Sorgen zu haben, können ihre Wohnung solide einrichten, sich ein ordentliches Auto leisten, in Urlaub fahren, ins Theater gehen und dazu noch etwas sparen, um sich im Ruhestand eine Eigentumswohnung zu kaufen.
Wie wenig selbstverständlich das weltkirchlich ist, zeigt schon der Blick nach Frankreich. Dort müssen Pfarrer mit wenigen hundert Euro im Monat auskommen und sind auf Spenden, Einnahmen aus Messstipendien und dezente Formen der Unterstützung, etwa Essenseinladungen, angewiesen. Priestersein ist also vielfältig und bedeutet mehr als die bloße Anwendung dogmatischer Prinzipien. Der Priester ist Teil einer Gesellschaft, in die hinein er wirken soll, die ihn seinerseits aber auch prägt. Um ein kritisches Nachdenken über dieses Wechselspiel sollte es dem Forum »priesterliche Lebensform« gehen. [...]
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