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Hoffnungsort
KONZILSDOKUMENT »NOSTRA AETATE« (3): GEMEINSAMES ERBE

Das Neue Testament – der beste Kommentar zum Alten Testament

Das Neue Testament – der beste Kommentar zum Alten Testament
Das gemeinsame Erbe verbindet: Papst Franziskus ist am Rande einer Generalaudienz mit jüdischen Männern im Gespräch. Der Dialog zwischen Christen und Juden muss stets geschwisterlich fortgesetzt werden, auch die Auseinandersetzung über die unterschiedlichen Leseweisen der biblischen Schriften.
Foto: KNA
Die Erklärung »Nostra aetate« bezieht sich explizit auf das Bild des »guten Ölbaums, in dem die Heiden als wilde Schösslinge eingepfropft sind«. Dieses ausdrucksstarke Bild im Römerbrief (11,16– 20) stellt für Paulus den entscheidenden Schlüssel dar, um das Verhältnis zwischen Israel und der Kirche im Licht des Glaubens zu betrachten: Auf der einen Seite ist das Bild dahingehend ernst zu nehmen, dass die aufgepfropften wilden Zweige nicht aus der Wurzel selbst erwachsen sind und nicht von ihr abstammen, sondern eine neue Wirklichkeit und damit ein neues Heilshandeln Gottes darstellen. Die christliche Kirche kann also nicht einfach als Zweig oder Frucht Israels verstanden werden. Auf der anderen Seite ist das Bild auch dahingehend ernst zu nehmen, dass die Kirche nur lebensfähig ist, wenn sie ihre Nahrung und Kraft aus der Wurzel Israels bezieht, und die aufgepfropften Zweige welk oder gar absterben würden, wenn sie von der Wurzel abgeschnitten würden.

Ohne Bild gesprochen bedeutet dies, dass Israel und Kirche aufeinander bezogen und angewiesen sind, gerade weil zwischen beiden nicht nur Einheit, sondern auch Differenz besteht. Israel und Kirche sind und bleiben miteinander verbunden, und zwar sowohl unvermischt als auch ungetrennt.

Einheit und Unterschied zwischen Judentum und Christentum zeigen sich vor allem bei der Frage, wie sich der Neue und der Alte Bund zueinander verhalten. Für den christlichen Glauben versteht es sich zunächst von selbst, dass es letztlich nur eine Bundesgeschichte Gottes mit seiner Menschheit geben kann. Diese Glaubensüberzeugung findet sich freilich bereits im Alten Testament und manifestiert sich darin, dass sich die Geschichte Gottes mit seinem Volk in einer Reihe von verschiedenen Bündnissen verwirklicht, wobei jeder von diesen Bünden die vorherigen in sich aufnimmt und wiederum in neuer Weise auslegt. [...]
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