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archivierte Ausgabe 43/2022
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Hoffnungsort |
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GOTTES BUND (3) Im Zeichen des Regenbogens |
Das Leben ist Gottes Geschenk |
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Gott verzichtet auf seine zerstörerische Allmacht und stiftet einen Bund »zwischen mir und euch und den lebendigen Wesen bei euch für alle kommenden Generationen: Meinen Bogen setze ich in die Wolken; er soll das Zeichen des Bundes werden zwischen mir und der Erde.« Foto: fietzfotos/pixabay |
Die Geschichte von der Sintflut, mit der Gott das Leben auf der Erde auslöscht, um die sündigen Menschen zu bestrafen, steht in der Bibel am Übergang von der Urgeschichte der Menschheit zur Geschichte Israels. Mit der Schöpfung, der Vertreibung aus dem Paradies und dem Brudermord gibt die Urgeschichte Auskunft über »die Anfänge«, aus denen sich in einem jahrhundertelangen Prozess der biblische Gottesglauben entfalten sollte. Er greift Motive aus Schöpfungsmythen anderer Religionen auf, kommt aber zu einem ganz anderen, unverwechselbaren Gottesbild.
Die Religionspädagogin Nina Lissner von der Carlvon-Ossietzky-Universität Oldenburg hat kürzlich verschiedene Kinderbibeln im Hinblick auf das ihnen zugrundeliegende Gottesbild ausgewertet. Sie macht darauf aufmerksam, das bereits in der Erzähltradition der hebräischen Bibel zwei unterschiedliche Beschreibungen des Geschehens miteinander konkurrieren. Im einen Fall gebietet ein strenger, gerechter und unbarmherziger Richtergott dem Noah, eine Arche zu bauen, um sich und die Seinen in Sicherheit zu bringen, wenn die große Flut kommt, mit der er alles Leben auf der Erde vernichten wird. Im anderen Fall entschließt sich ein bekümmerter, verletzter und von den Menschen enttäuschter Gott, ihrem sündigen Treiben ein Ende zu machen, um aus den wenigen Gerechten, die es auf der Erde gibt, eine ganz neue Menschheit entstehen zu lassen. Präzise Anweisungen zum Bau der Arche sollen sicherstellen, dass sie als Zufluchtsort den Gefahren den Flut widerstehen kann. Auch an ausreichende Vorräte zur Versorgung von Menschen und Tieren bei ihrer Reise ins Ungewisse wird gedacht.
Gericht und Gnade, Strenge und Fürsorge, Härte und Zuwendung, sie treffen mehr oder weniger unvermittelt aufeinander. Nina Lissner zeigt auf, dass Kinderbibeln an dieser Stelle oftmals kaum differenzieren und viel zu schnell dem strafenden Gott den Vorzug vor dem rettenden Gott geben. Diese Deutung ist nicht nur aus Sicht der Kinder problematisch, denn ein solcher Gott leistet vor allen Dingen eines: Er macht Angst. Die Reduktion auf den strafenden Gott ist auch theologisch unzulässig, denn sie verkürzt die Sintflut-Geschichte und bringt sie um ihre ganz besondere Sinnspitze. Dass Gott, der die Erde und alles, was auf ihr lebt, geschaffen hat, sie auch wieder zerstören kann, ist für Menschen von heute vielleicht ein unerträglicher Gedanke. Im religionsgeschichtlichen Kontext der Schöpfungsmythen steht der biblische Gott damit jedoch keineswegs allein. Das souveräne Gebieten über Leben und Tod weist seine Allmacht aus und macht einen Gott überhaupt erst zum Gott. Das Bemerkenswerte an der biblischen Geschichte von der Sintflut ist, dass sie dabei aber nicht stehen bleibt. Der biblische Gott ist anders.
Die Bibel zeigt einen Gott, der mit sich selbst zu Rate geht, ob das Auslöschen der Menschheit und mit ihr aller Tiere und Pflanzen auf der Erde wirklich das Mittel der Wahl ist, um die Ordnung aufzurichten, die von Anfang an das große Ziel seines schöpferischen Wirkens war. Er kommt zu dem Ergebnis: »Ich werde den Erdboden wegen des Menschen nie mehr verfluchen; denn das Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend an. Ich werde niemals wieder alles Lebendige schlagen, wie ich es getan habe. Niemals, so lange die Erde besteht, / werden Aussaat und Ernte, / Kälte und Hitze, / Sommer und Winter, / Tag und Nacht aufhören« (Gen 8,21–22). [...]
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