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Hoffnungsort
DER ROSENKRANZ (5) Die trostreichen Geheimnisse

»Ich habe genug – ich habe ihn erblickt«

»Ich habe genug – ich habe ihn erblickt«
Zuhause vor dem Bildschirm mitbeten. Auch das ist eine Möglichkeit, den Rosenkranz zu meditieren und insbesondere mit den trostreichen Geheimnissen auf die Vollendung hinzuleben.
Foto: KNA
Die trostreichen Geheimnisse des Rosenkranzes ranken sich um die Wiederkunft Christi: 1 … Jesus, der Du als König herrschst; 2 … Jesus, der Du in Deiner Kirche lebst und wirkst; 3 … Jesus, der Du wiederkommen wirst in Herrlichkeit; 4 … Jesus, der Du richten wirst die Lebenden und Toten; 5 … Jesus, der Du alles vollenden wirst.

Mein Kapitänsvater sagte mir einmal: »Von achtern her zu leben erfüllt das Leben mit Sinn.« Deshalb steht auch über dem mecklenburgischen Schloss Bothmer in Klütz: »respice finem« – »Bedenke dein Ende!« Und nur deshalb konnte der Geizkragen Ebenezer Scrooge in Charles Dickens’ »Christmas Carol« bekehrt werden, weil ihm der dritte Geist sein eigenes Grab gezeigt hat, an dem alle froh sein würden, dieses Ekelpaket endlich los zu sein. Wer täglich so lebt, dass er gut scheiden kann, weil ihn Jesus bereits erwartet, lebt im Sinne des biblischen Heilsworts: »Erfüllt ist die / deine Zeit«, bzw. im Sinne des marianischen Gebets: »… jetzt und in der Stunde unseres / meines Todes«.

Der trostreiche Rosenkranz ist gelebte Eschatologie, er vollendet, komplettiert das menschliche Dasein. Wie die Komplet, das Abendgebet der Kirche, setzt der trostreiche Rosenkranz ein Ausrufezeichen unter das irdische Leben. Und er gibt dem »Vollendungsfest« im Kirchenjahr ein Gesicht, nämlich dem Fest der Darstellung des Herrn (2. Februar).

»Ich habe genug. Ich habe den Heiland, / das Hoffen der Frommen / auf meine begierigen Arme genommen. / Ich habe genug! / Ich habe ihn erblickt. / Mein Glaube hat Jesum ans Herz gedrückt. / Mein Trost ist nur allein, / dass Jesus mein und ich sein eigen möchte sein« (Bach, Kantate BWV 82a). Ich habe genug. Gibt es ein passenderes Deutewort in unserer gegenwärtigen Krisen- und Kriegszeit als diese Bach’sche Überschrift für das Fest der Darstellung Jesu? Ich habe genug – so lässt Johann Sebastian Bach den greisen Simeon ausrufen und todesgewahr beten.

Die Einleitung am Herrenfest der Darstellung Jesu (»Mariä Lichtmess«) betont ausdrücklich, dass »seit Weihnachten 40 Tage vergangen« sind. 40 Tage nach der Geburt des Erstgeborenen brachte man das Kind in den Tempel und opferte aus Dankbarkeit vorgeschriebene Gaben. In den orthodoxen Kirchen heißt der 2. Februar »Hypapante«, Begegnung; dieses Fest bildet einen Festkreis mit dem 21. November (»Darstellung Mariens im Tempel«) und Weihnachten: Schöpfung – Neuschöpfung – Vollendung.

So wie an jedem einzelnen Tag, aber auch wie in jeder Eucharistiefeier erfahren wir als Schöpfung, dass Jesus von neuem geboren und alles neu geschaffen wird: Berge jubeln, Flüsse schlagen klatschend in die Hände, Bäume triefen voll von Honig, Tiere singen Loblieder, lange bevor der Mensch dessen gewahr wird, was Gott in unendlicher Liebe bewirkt. Vollendungsziel dieser neuen Kreatur ist es, Jesus – wie Maria – »zur Welt zu bringen«: Indem das Christkind in die Arme der Greisen Simeon und Hanna, Patrone aller Großeltern, gelegt wird, beginnt im besten Sinne Evangelisierung. Dieses Kind erfüllt alle Hoffnungen und Sehnsüchte, und es drängt einen, diese Frohbotschaft nicht für sich zu behalten, sondern »allem Volke zuteilwerden« zu lassen. [...]
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