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archivierte Ausgabe 48/2013
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Hoffnungsort |
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GEHORSAM UND GEWISSEN (4) |
Was gegen die Liebe verstößt, muss benannt werden |
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Sich zu Wort zu melden kann auch bedeuten miteinander über den richtigen Weg zu ringen und zu streiten. Hauptamtliche und ehrenamtliche Mitarbeiter, aber auch Christen überhaupt, dürfen nach Karl Rahner in fröhlicher Demut damit rechnen, dass »der Geist weht, wo er will, dass er keine exklusive Erbpacht bei ihnen eingerichtet hat«.
Foto: KNA |
Nennen wir ihn »Pfarrer Wendler«: Seit einiger Zeit gehört er der Reformgruppe in Österreich an, die zum Ungehorsam gegenüber bestimmten kirchlichen Forderungen aufruft. Nach reiflicher Überlegung hatte er sich dazu entschlossen, sich dieser Bewegung anzuschließen. Als engagierter Seelsorger, der nah bei den Menschen sein will, konnte er nicht länger darüber hinwegsehen, wie sich immer mehr Gläubige aus dem Gemeindeleben zurückziehen, weil sie mit manchen offiziellen kirchlichen Verlautbarungen Probleme haben und das Verhalten einiger Vertreter ihrer Kirche für sie nicht hinnehmbar ist. Dazu kam, dass Pfarrer Wendler selbst zunehmend unter dem Mangel an Seelsorgern und Seelsorgerinnen und einer eher klerikal ausgerichteten Pastoral litt. Ein wirklich lebendiges Gemeindeleben, bei dem alle Talente, vor allem auch die der hauptamtlichen und ehrenamtlichen Laien, zugelassen und genutzt werden, erschien ihm daher nahezu unmöglich.
Die Gemeinden, für die Pfarrer Wendler verantwortlich war und die er in seiner Umgebung kannte, wirkten auf ihn steril, fast wie tot. Die Menschern, so sein Eindruck, rechneten offensichtlich nicht mehr damit, hier »das lebendige Wasser« gereicht zu bekommen, nach dem sich viele nach wie vor sehnten. Er selbst war sich nicht mehr sicher, ob die Gemeinde wirklich noch der Ort ist, wo er es finden konnte.
Pfarrer Wendler machte es sich bei seiner Entscheidung, sich der Protestgruppe anzuschließen, nicht leicht. Er nahm den Gehorsam, den er dem Bischof gegenüber versprochen hatte, sehr ernst. Als die Bischöfe in einem Schreiben daran erinnerten und zum Dialog aufriefen, kam er ins Zögern. Er las das Schreiben immer wieder und ließ sich davon herausfordern. Er fragte sich immer wieder, ob er es wirklich vor seinem Gewissen verantworten konnte, in manchen seelsorglichen Ansichten und Praktiken dem Bischof nicht zu gehorchen. [...]
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