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Hoffnungsort
SEHNSUCHTSLIEDER DES ADVENT – DIE O-ANTIPHONEN (2)

»Nun komm und erlöse uns mit erhobenem Arm!«

»Nun komm und erlöse uns mit erhobenem Arm!«
Mose erhält auf dem Sinai von Gott die Zehn Gebote. Schon im brennenden Dornbusch hatte Jahwe sich ihm als der »Ich-bin-da« zu erkennen gegeben. Wie gehen wir heute mit dem Namen Gottes um? Mit den Vorstellungen und Bildern über ihn, mit seinem Erscheinen und seiner Gegenwart? Wie halten wir es mit seinem Gesetz?
Foto: zeno.org (karolingischer Buchmaler, Ausschnitt)
Kaum ein Fest wird mit so viel Spannung erwartet wie Weihnachten. Dies unterstreicht die Liturgie in den sieben Tagen vor Weihnachten mit den sogenannten O-Antiphonen, Gebetsanrufungen, die von der Hoffnung auf das Kommen des Herrn geprägt sind. Diese adventliche Serie will auf die einzelnen Gebetsrufe eingehen und darüber meditieren, was die O-Antiphonen für uns heute bedeuten. Am 17. Dezem ber heißt es: »O Weisheit, hervorgegangen aus dem Munde des Höchsten, die Welt umspannst du von einem Ende zum andern, mit Kraft und Milde ordnest du alles; nun komm, uns zu lehren den Weg der Einsicht.« Und am 18. Dezember: »O Adonai und Führer des Hauses Israel, der du dem Mose in der Feuerflamme des Dornbuschs erschienen bist und ihm auf dem Sinai das Gesetz gegeben hast: Nun komm und erlöse uns mit erhobenem Arm.«

Am 17. Dezember rufen wir: »O Sapientia – O Weisheit, hervorgegangen aus dem Munde des Höchsten, die Welt umspannst du von einem Ende zum andern, mit Kraft und Milde ordnest du alles; nun komm, uns zu lehren den Weg der Einsicht.«

Etymologisch ist es nicht haltbar, das lateinische Wort für Weisheit »sapientia« von »sapida scientia« – »schmeckendes Wissen« – herzuleiten. Doch der Unterschied zwischen Weisheit (sapientia) und Wissen (scientia) kommt in diesem Wortspiel schön zum Ausdruck:

Weisheit – so lehrte etwa Augustinus, richte sich auf die Erkenntnis der göttlichen Dinge, während Wissen die menschlichen Dinge betrachte. Zu Letzterem reichen Vernunft, Intellekt, Verstand. Weisheit ist mehr. Erkenntnis des Göttlichen setzt den ganzen Menschen voraus: mit Herz und Seele und allen Sinnen (deshalb sapere = schmecken!). Und ist zuletzt doch immer Geschenk und Gnade. [...]
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