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archivierte Ausgabe 49/2022
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Hoffnungsort |
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ADVENT – ZEIT DES ERWARTENS |
Ein hungriges Herz haben |
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Worauf warte ich wirklich im
Advent? Wonach hungert meine
Seele? Das Öffnen meiner Fragen,
Zweifel und Lebensängste
macht Gott das Kommen in mein
Herz leichter. Foto: Andrea Piacquadio/pexels |
»Ich habe gelernt, dass Warten das Schwierigste ist«, heißt es in Paolo Coelhos Roman »Elf Minuten«. Im Warten oder in der Erwartung sehen viele Menschen heute keinen Sinn mehr. Wünsche müssen möglichst schnell erfüllt werden. Bloß nichts versäumen, Leere entstehen lassen, keine Zeit verlieren. Warten scheint öde und langweilig zu sein. Doch in echter Erwartung leben, kann für sich schon Sinn-volle Zeit sein. Umso mehr, wenn man an eine Erfüllung glaubt.
Jesuitenpater Alfred Delp hat in seinen Adventspredigten Anfang der 1940er-Jahre die Grundverfassung des Lebens sogar als »immer adventlich« beschrieben. Der Mensch ist in der Welt letztlich ungeborgen, bleibt hungrig und unerfüllt. Er bewegt sich zwischen dieser Vergänglichkeit und »der Zusage Gottes, sich auf unsere Seite zu begeben, uns entgegen zu gehen«. Sich das bewusst zu machen, daran zu glauben und offen auf diese Verheißung hin zu leben, ist die eigentliche weihnachtliche Vorfreude.
Betrachtet man das Gleichnis von den klugen und den törichten Jungfrauen (Mt 25,1–13), die auf den Bräutigam warten, wird deutlich, dass die Erwartungshaltung ernst zu nehmen ist. Es kann dauern, bis der Bräutigam, dem die Brautjungfern entgegen gehen sollen, wirklich kommt. Das Fest wird nach orientalischem Brauch nicht nach der Uhr gefeiert, sondern dann, wenn die Zeit reif, alles ausgehandelt und vorbereitet ist. Da reicht es nicht, nur etwas Öl in der Lampe zu haben, ohne einen entsprechenden Vorrat mitzubringen.
Hier unterscheidet sich das kluge, geduldige Er-Warten vom kurzfristigen oberflächlichen Ausschauhalten. Könnten dennoch nicht alle an der Ankunft des Bräutigams teilhaben, wenn die Klugen den Törichten etwas abgeben würden? Kaum zu glauben, dass in einem Evangelium egoistisches Verhalten gepriesen wird nach dem Motto: »Hauptsache, ich habe genug«.
Der verstorbene Theologe Klaus Berger hat zu diesem Gleichnis geschrieben: »Jesu Rede vom Öl ist eine ›Leerstelle‹ – der Leser soll sie mit wacher Fantasie ausfüllen. Der Schatz, aus dem wir heute leben können, sind unsere Ressourcen in Schrift und Liturgie. Man eignet sich diesen Schatz in ständiger Wiederholung an, also gerade nicht in einer Kette von Neuheitserlebnissen und spannenden Events.« [...]
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