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Das Katholische Sonntagsblatt,
Magazin für die Diözese Rottenburg-Stuttgart, sucht zum nächstmöglichen Zeitpunkt einen
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archivierte Ausgabe 52/2023
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RUHE FINDEN (2) Die kontemplative Übung |
Du warst innen, ich aber war draußen |
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Der kontemplative Weg kann zunächst auch in die Dunkelheit führen und innere Widerstände hervorrufen. Daher ist die Begleitung eines Menschen mit Erfahrung besonders wichtig. Foto: Dexailo/iStock |
Von seinem Ursprung her ist der Mensch Bild Gottes (Gen 1,27). Doch dieses Bild ist durch die Sünde verschattet. Kontemplation ist ein Weg der Rückkehr in jenen ursprünglichen Zustand, in dem der Mensch mit sich, mit Gott und mit der Welt im Reinen ist. Diesen Weg kann man einüben.
Das empirische Ich, mit dem wir in der Welt tätig sind, ist nicht der ganze Mensch. Es ist eingebettet in eine Wirklichkeit, die wir als das »wahre Selbst« oder auch als das »transzendente Ich« bezeichnen. Der Mensch, der sich mit seinem empirischen Ich vollständig identifiziert, leidet bewusst oder unbewusst unter einer Spaltung. Viele Menschen versuchen, diese Spaltung durch äußere Anstrengung zu überwinden. Sie stürzen sich auf die äußerlich sichtbare Welt, doch das Verlangen ihrer Seele bleibt ungestillt: »Siehe, du warst innen, ich aber war draußen. Draußen suchte ich nach dir […] du warst bei mir, ich war nicht bei dir«, schreibt der heilige Augustinus in seinen Bekenntnissen (X, 27).
Das erste Wort, mit dem Gott den Menschen nach dem Sündenfall anspricht, ist eine Frage: »Wo bist du?« (Gen 3,9). Diesem Wort zufolge sind nicht wir es, die Gott suchen, sondern Gott ist es, der uns sucht. Der Mensch ist vor Gott geflohen, er hat sich vor ihm versteckt (Gen 3,8). In der Kontemplation versuchen wir, diesen Fluchtmechanismus, der uns gewöhnlich nicht bewusst ist, zu unterbrechen. Wir halten inne. Nicht wir wollen etwas erreichen, sondern wir wollen uns erreichen und berühren lassen. Deshalb halten wir inne und schweigen. »Soll Gott wahrhaft sprechen, so müssen alle Kräfte schweigen«, sagt Johannes Tauler (Predigt 31). Unsere gewöhnlichen Ich-Aktivitäten kommen zur Ruhe.
Wer diese Übung regelmäßig einmal am Tag etwa 20 Minuten lang in aufrechter Haltung praktiziert, wird nach einiger Zeit eine Veränderung an sich wahrnehmen. Wir werden ruhiger und gelassener. Wir sind in der Welt anders da. Unsere Wahrnehmung verändert sich. Es setzt ein Prozess der Wandlung ein.Nach einiger Zeit der Übung treten gewöhnlich unausgeheilte Wunden und Schmerzen in unser Bewusstsein ein. Eine tiefer liegende Unruhe kann sich zu Wort melden. Wir verdrängen sie nicht, sondern versetzen uns so, wie wir sind, mit unseren Schmerzen, mit unseren Wunden in die heilende und erlösende Gegenwart Gottes.
Wenn wir das täglich einoder zweimal am Tag tun, wird es uns ergehen wie der blutflüssigen Frau im Evangelium. Sie hatte von Jesus gehört (Mk 5,27), doch sie spürte: Hören allein reicht nicht. Wir müssen uns durch allerlei Widerstände und Bedenken hindurchkämpfen, um mit dem Göttlichen selbst, von dem eine heilende Kraft ausgeht (Mk 5,30), in Berührung zu kommen; wenn uns das gelingt, setzt ein tiefgreifender Prozess der Heilung ein (Mk 5,29). [...]
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