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archivierte Ausgabe 6/2020
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BETEN – HILFT UNS DIE BIBEL? (2): GEBETE AUF DER STRASSE |
Ich weiß dich in Gottes Händen gut aufgehoben |
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»Grüß Gott« oder »Hallo«: Auch Letzteres könnte vom hebräischen »Halal« kommen, das für preisen, verherrlichen, ausrufen steht. In jedem Menschen ist Gott gegenwärtig. Dieses Bewusstsein sollte uns in Begegnungen daran hindern, unfreundlich oder abwertend zu sein.
Foto: AnonioGuillem/iStock |
Fast täglich stößt mir etwas zu, meistens etwas Unerwartetes und Erfreuliches, manchmal auch Lähmendes und Erschreckendes. Ich spüre dabei die Freude am Leben und stoße manchmal auch an meine Grenzen. Viele Menschen richten in solchen Situationen ein Stoßgebet an Gott. Sie sagen einfach Danke oder richten einen Hilferuf zum Himmel. Die Kultur der kleinen Gebete zwischendurch hilft, Erfahrungen des Alltags mit unserem christlichen Glauben zu verbinden und bewusster, dankbarer und aufmerksamer zu leben. Sie gibt Kraft und Weite. Manchmal ist uns gar nicht bewusst, wie viel Segenswünsche, Dank und Gottvertrauen allein schon in unseren Grußworten stecken, etwa »Grüß Gott«, »Vergelt’s Gott« oder »Pfiat di – behüte dich Gott!«
Ich stehe in einem Lebensmittelgeschäft vor der Kasse. In der Warteschlange vor mir befindet sich ein junger Mann. Er schaut mich freundlich an. Ich sage: »Grüß Gott!« Der junge Mann meint: »Lieber nicht!« Ich bin überrascht: »Warum?« Der junge Mann erwidert: »Dann müsste ich ja sofort sterben!« Ich schaue umso überraschter: »Das verstehe ich nicht.« Der junge Mann antwortet: »Erst nach dem Tod begegne ich Gott. Erst dann kann ich ihn sehen und grüßen.« Ich entgegne: »Das glaube ich nicht. Ich kann Gott auch schon hier auf dieser Welt begegnen.« Der junge Mann meint abschließend: »Nein, das geht nicht. Also sagen Sie bitte lieber: schönen Tag.«
»Grüß Gott« heißt zunächst: »Es grüße dich Gott!« Das Mittelhochdeutsche »grüezen« beinhaltet auch die Bedeutung: »Es segne dich Gott!« Diese doppelte Richtung motiviert mich, vertraute und auch fremde Menschen mit »Grüß Gott« anzusprechen und den Gruß als Gebet auf der Straße zu nützen. Ich verwende ihn ganz bewusst, bitte damit um Segen für diese und jene Person und werde durch sie auch an die Gegenwart Gottes in der Welt erinnert. [...]
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