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Das Katholische Sonntagsblatt,
Magazin für die Diözese Rottenburg-Stuttgart, sucht zum nächstmöglichen Zeitpunkt einen
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archivierte Ausgabe 8/2023
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WIE BETEN GEHT (5) Am Morgen und am Abend |
Gott sagt Ja zu mir – ich auch |
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Geschafft: Ich kann mir selbst zulächeln und mich annehmen, so wie ich heute morgen bin. Denn ich weiß: Dieser Mensch, den ich da sehe, ist von Gott geliebt und bejaht! Danke, Amen! Foto: andrea-piacquadio/pexels |
Auch ohne feste Formen kann man den Morgen und den Abend geistlich gestalten. Es muss nicht immer eine kleine Liturgie sein, manchmal genügt auch ein Gedanke. Drei solcher Gedanken möchte ich vorstellen: das Gebet vor dem Spiegel, mit der Tageszeitung und mit dem Terminkalender sowie das Abendgebet an der Türklinke.
Nachdem ich mich eine Nacht lang mehr oder weniger von der Wirklichkeit verabschiedet habe, tauche ich zwangsläufig morgens vor dem Spiegel wieder auf. Das Erste, was ich vom neuen Tag zu sehen bekomme, ist mein eigenes Gesicht: Es ist verschlafen, unsortiert; ein Gesicht, für das man etwas tun muss. Das erste Morgengebet besteht also darin, dass ich mir sage: Dieser Mensch, den ich da sehe, ist von Gott geliebt und bejaht!
Vielleicht frage ich mich in der Morgenträgheit: Was ist an dem da schon liebenswert? Aber das ist meine Frage – nicht Gottes Frage. Gott liebt uns nicht nur dann, wenn wir in Hochform sind, wenn wir etwas Besonderes geleistet haben, wenn wir selbst mit uns zufrieden sind. Gott liebt uns, wie wir sind, und so nimmt er uns an. Diesen Gedanken halte ich morgens vor dem Spiegel so lange aus, bis ich ihm zustimme und sage: Diesen Menschen, den ich da im Spiegel sehe, den liebe ich auch. Ich sage zu ihm: Ja.
Man erkennt den Erfolg dieses Gebets daran, dass sich auf dem Gesicht im Spiegel ein leises Lächeln ausbreitet. Dann kann man getrost Amen sagen. Ein solches Gebet hat nichts mit Selbstbespiegelung zu tun. Aber es hat viel damit zu tun, dass man ernst macht mit dem Hauptgebot unseres Glaubens: Liebe Gott und liebe deinen Nächsten wie dich selbst! Wenn ich morgens vor dem Spiegel versuche, diesen Menschen da anzunehmen, dann habe ich viel für den Tag getan.
Ein weiteres Morgengebet ist das Gebet beim Durchblättern der Zeitung. In den Schlagzeilen erfahre ich, was die Redaktion für wichtig hält. Wenn ich dann auch noch die Artikel lese, bin ich um viele Fragen und Sorgen reicher. Was ist das für eine Welt, in der wir leben? Aber ich lese auch von guten Taten und richtungsweisenden Ideen. Glaube und Leben dürfen sich nicht zu weit voneinander entfernen. Das ist schlecht für beide: Der Glaube wird wirklichkeitsfremd, das Leben wird leer und oberflächlich. Das Gebet beim Durchblättern der Zeitung besteht darin, dass ich alles lese im Gedenken an Gott, dass ich ihm so manches Rätsel anvertraue, ihn um Vergebung bitte für so manches Schlimme oder gar Böse, ihn um Hilfe bitte für Menschen in Krisengebieten und persönlicher Not. Wenn ich beim Lesen der Tageszeitung an Gott denke, habe ich viel für die Verbindung von Glauben und Leben an diesem Tag getan.
Im Terminkalender sehe ich, was ich heute alles tun muss, wen ich anrufen, wen ich treffen soll, was für Gespräche es heute gibt. Da ist manches, auf das ich mich freue, und anderes, was ich gern umgehen würde. Es gibt Begegnungen, bei denen eine gute Verständigung schwierig ist. Der Terminkalender erinnert mich an die Menschen, mit denen ich an diesem Tag zusammenkomme. Ich darf denken: Jeder von ihnen ist ein von Gott geliebter Mensch. Diesen Gedanken halte ich so lange aus, bis ich ihm zustimme. Ich werde einen Menschen dann anders begrüßen, ihm anders zuhören, werde etwas von der Weisheit verwirklichen, dass der wichtigste Mensch in meinem Leben derjenige ist, mit dem ich jetzt zusammen bin. [...]
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